: Sorge um den Kölner Breitensport
Manfred Wolf (FDP) leitet den Sportausschuss. Er fürchtet, dass nach der umstrittenen Hallennutzungsgebühr bald Abgaben auf Kölns Fußballvereine zukommen könnten
KÖLN taz ■ Vor zehn Jahren war die Welt noch in Ordnung. Da gab es noch eine „Große Sportfraktion“ im Stadtrat, erinnert sich der FDP-Politiker Manfred Wolf. Der heutige Vorsitzende des Sportausschusses gehörte bereits von 1989 bis 1994 dem Gremium an. Damals hätten die sportpolitischen Sprecher noch „über die parteipolitischen Grenzen hinweg“ versucht, das Bestmögliche für die Leibesübungen heraus zu holen. Mit der Diskussion um den Bau des Deutzer Thermalbads sollte sich das ändern.
Damals wehrten sich die Grünen gegen die Realisierung durch einen privaten Investor. „Die meinten, dass kann gar nicht klappen, wenn ein Privater das macht“, erzählt Wolf. „Aber nach über zehn Jahren müssen sie wohl einräumen, dass es klappt.“ Trotzdem sei spätestens seit diesem Dissens die Stimmung im Sportausschuss anders geworden.
Das möchte Manfred Wolf nun wieder ändern: „Es wäre doch wirklich schön, wenn die Sportpolitiker wieder mit einer Stimme sprechen und sich gegenseitig nicht ausspielen lassen.“ In Zeiten knapper Kassen werde es sicher mehrere Angriffe auf den Sport geben. So befürchtet Wolf, dass die umstrittene Hallennutzungsgebühr für Sportvereine noch längst nicht das Ende der Fahnenstange ist. „Ich habe Angst, dass künftig auch zum Beispiel für städtische Fußballplätze Gebühren eingeführt werden sollen“, meint er. Das müsse im Interesse des Breitensports verhindert werden.
Ob ihm das gelingen wird, ist freilich offen. Denn die Position des Ex-Bürgermeisters ist nicht gerade stark: Er ist der einzige FDP-Politiker, der den Vorsitz in einem Ausschuss hat, und die Liberalen haben in der „Großen Koalition“ nichts zu sagen. Trotzdem träumt der 57-jährige Steuerberater manchmal auch von größeren Visionen. So sei ein Leichtathletik-Stadion für bis zu 20.000 Menschen in der Nähe der Sporthochschule denkbar – nur die Finanzierung lasse sich wohl in den nächsten Jahren kaum auf die Beine stellen.
Auch bei den Vorbereitungen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 müsse auf das Geld geachtet werden, räumt Wolf ein. Trotzdem gebe dieses Großereignis die Möglichkeit, die Umgebung und Infrastruktur des neuen Müngersdorfer Stadions zu verbessern. „Solche Projekte sind auch notwendig“, unterstreicht Manfred Wolf. Leidenschaftlich nimmt er diese Vorhaben auch gegen Kritiker in Schutz, die meinen, man sollte lieber Sozialeinrichtungen erhalten als Stadien zu bauen: „Das lässt sich so weder vergleichen noch verrechnen. Das ist eine ganz andere Finanzierung, bei der die Stadt nur das Risiko trägt.“ Und alle hoffen natürlich, dass dieses Risiko niemals in reale Probleme umschlägt. Frank Überall