singer-vorlesung
: Fragen stellen, nicht beantworten

Als Peter Singer 1989 an die Dortmunder Uni eingeladen wurde, gab es einen Sturm der Entrüstung. Auf Bestreben von WissenschaftlerInnen aus ganz Deutschland, vor allem auch der damaligen Dortmunder Professorin Rita Süßmuth, wurde Singer wieder ausgeladen, breite Debatten folgten. Jetzt, fünfzehn Jahre später, lässt ihn die Düsseldorfer Universität zum Thema Tierrechte sprechen, als wäre Singer ein Wissenschaftler von vielen.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Singer hat eine Geschichte – er war der erste, der weitreichende Euthanasieforderungen aufstellte, wie sie heute zum allgemeinen Diskurs zählen. Heute gibt es viele Singer-Strömungen in Deutschland, der Kampf innerhalb der Philosophie und der Ethik ist längst entbrannt. Nicht zuletzt zählt auch der Dekan der philosophischen Fakultät an der Uni Düsseldorf zu einem der führenden Köpfe. Er forscht schwerpunktmäßig zu ethischen Grundlagen der modernen Medizin, unter anderem auch zu Singers Thesen. Der Australier und seine umstrittenen Thesen dürfte also im philosophischen Haus nicht unbekannt sein.

Was ist lebenswert? Und wer setzt die Kriterien für diese Frage fest? Kann es diese überhaupt geben? Das sind Fragen, die gerade an der Universität gestellt werden müssen. Sie aber nicht offen auszusprechen und dann einseitig von einem fragwürdigen Wissenschaftler beantworten zu lassen, ist gefährlich und verdummend.