: Durchschnittlich unzufrieden
BÜRGERNÄHE In einer Umfrage unter Einwohnern von 15 Städten fallen die Bremer dadurch auf, dass sie der Stadtverwaltung misstrauen
Für die EU-initiierte Studie „Lebensqualität aus Bürgersicht“ nahmen Ende 2006 an einer Telefonumfrage 10.702 Bürger und Bürgerinnen in 15 deutschen Städten teil. In Bremen gaben 500 Personen Auskunft über ihre Zufriedenheit mit Kultur- und Bildungseinrichtungen, dem ÖPNV, der Stadtverwaltung und Erholungsmöglichkeiten.
Abgefragt wurden auch Meinungen dazu, wie sicher man sich in einer Stadt fühlt und welche Anstrengungen unternommen werden, um Ausländer zu integrieren. Bremen nahm als eine von sieben Städten außerdem an einer Umfrage zur Familienfreundlichkeit der Stadt teil. Die Studie ist auf der Homepage des Statistischen Landesamts (www.statistik.bremen.de) veröffentlicht.
Bremer und Bremerinnen sind mit ihrer Stadt nicht weniger zufrieden oder unzufrieden als BewohnerInnen anderer deutscher Städte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Städtegemeinschaft Urban Audit und des Verbandes Deutscher Städtestatistiker (VDSt), die das Statistische Landesamt jetzt veröffentlichte. So hält eine Mehrheit in allen Orten die Kinderbetreuung für ausbaufähig, findet den öffentlichen Nahverkehr ebenso in Ordnung wie die Kliniken.
Einen besonders schlechten Ruf haben in Bremen die Schulen. 32 Prozent der Befragten sagen, sie seien „eher unzufrieden“ oder „überhaupt nicht zufrieden“. Nur in Berlin schneiden die Schulen noch schlechter ab.
Zu meckern haben die BremerInnen auch an Kulturangeboten: Knappe zehn Prozent sind unzufrieden mit den Kinos und 14 Prozent mit Konzerthäusern, Theatern, Museen oder Büchereien – so viel sind es sonst nur in Städten unter 150.000 Einwohnern, die vermutlich tatsächlich wenig Auswahlmöglichkeiten bieten. Auch andere Ergebnisse zeigen, dass das Lebensgefühl nicht an reale Daten gebunden ist. So empfinden mit 36 Prozent vergleichsweise wenig Menschen in Bremen die Luftverschmutzung als „ein großes Problem“ – demgegenüber steht eine Zahl, die zeigt, dass Bremen unter den Großstädten über 450.000 Einwohnern die dritthöchste Ozonbelastung hat. Eine Kluft gibt es auch zwischen subjektiv empfundenen Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsbelastung. 88 Prozent der Bremer fühlen sich sicher in ihrer Stadt. Dabei gibt es in Bremen mehr Straßenkriminalität und Wohnungseinbrüche als in den Städten, in denen sich mehr Menschen bedroht fühlen.
Ganz schlecht bewerten BremerInnen die Möglichkeiten, eine gute Arbeitsstelle zu finden. 75 Prozent verneinen, dass dies leicht sei. Und 57 Prozent halten die hier lebenden AusländerInnen für schlecht integriert. Auch das Vertrauen in die Stadtverwaltung ist gering. 66 Prozent glauben, dass die Stadt nicht gut mit ihren Mitteln umgeht – nur in Frankfort / Oder und Berlin haben die Menschen ein noch schlechteres Bild der Behörden. Zu wenig, das sagen 66 Prozent der Befragten, beachten Bremer Politik und Verwaltung die Wünsche und Probleme von Familien. Befragt man dazu nur die mit Kindern unter 15 Jahren, sind es sogar 73 Prozent. eib