: WestLB nur besenrein
Der neue Chef der WestLB muss alte Fehler ausbügeln
Düsseldorf dpa ■ Wenn Thomas Fischer in wenigen Tagen seinen neuen Posten bei der WestLB AG antritt, steht der Ex-Deutsch- Banker vor einer seiner größten Herausforderungen. Die Düsseldorfer Staatsbank, inzwischen als private Tochterfirma der Landesbank NRW geführt, steckt in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung vor mehr als 30 Jahren.
Nach einem Milliardenverlust von 1,7 Milliarden Euro in 2002 muss der neue Mann an der Spitze der fünftgrößten deutschen Bank schon bald eine neue Hiobsbotschaft verkünden - wenngleich auch nicht verantworten: Die WestLB wird 2003 erneut tiefrote Zahlen schreiben. Mit dem Rauswurf der Investmentbankerin Robin Saunders zum Jahresende hat sich die Bank zum Amtsantritt von Fischer den größten Problemfall vom Hals geschafft. Saunders hatte wesentlich dazu beigetragen, dass sich das Düsseldorfer Geldhaus mit dem Engagement beim britischen TV-Verleiher Boxclever eine blutige Nase holte - mit gravierenden Folgen für das Management und die Bankstrategie: Mitte 2003 musste der Vorstandsvorsitzende Jürgen Sengera seinen Hut. Interimschef Johannes Ringel versprach, alle Altlasten 2003 aus der Bilanz zu kehren.
Fischer soll einen besenreinen Konzern übernehmen und damit in die beste Startposition gelangen. Gleichzeitig wurde die Bank strategisch neu ausgerichtet: Mit einem abgespeckten Auslandsgeschäft soll sie sich künftig verstärkt um ihre mittelständische Klientel und die Sparkassen kümmern. Operativ steht die WestLB 2003 nach eigenen Angaben wieder besser da. Mehr als 500 Millionen Euro Betriebsergebnis vor Risikovorsorge (2002: 366 Mio Euro) sollen verbucht werden. Doch Wertberichtigungen unter anderem beim US-Flugzeugverleiher Boullioun und mögliche Abschreibungen auf Beteiligungen hinterlassen erneut tiefe Spuren in der Bilanz. Das Wegbrechen von Aktiva könnte Fischer veranlassen, bei den Eigentürmern anzuklopfen. Seit Wochen kursieren Gerüchte, die WestLB komme nicht mehr an einer Kapitalerhöhung vorbei. „Das ist Sache der Eigentümer“, erklärt die Bank zu einer möglichen Kapitalspritze lapidar. Noch halten sich die Anteilseigner aber bedeckt. „Die Frage der Eigenkapitalaufstockung wird akut werden“, orakelt ein Kenner des Landesbank-Szene mit Blick auf die hohen Verluste der Bank in 2003. Ein Liquiditätseinschuss würde die Eigentümer-Struktur der WestLB möglicherweise auf den Kopf stellen.
Sowohl das Land NRW wie auch die Landschaftsverbände im Rheinland und in Westfalen/Lippe könnten angesichts leerer Kassen einen solchen Schritt kaum mitmachen. Einzig die Sparkassen wären in der Lage, frisches Geld in die WestLB zu pumpen. Doch das wäre nur möglich, wenn sich die Eigentümer der Bank vom Mutter-Tochter-Modell verabschiedeten. Seit knapp zwei Jahren wird die WestLB AG nämlich zu 100 Prozent als private Tochter der Landesbank NRW geführt. An dieser wiederum sind das Land NRW mit 43,2 Prozent sowie die Sparkassen- und Landschaftsverbände im Rheinland und in Westfalen Lippe mit 33,4 beziehungsweise mit 23,4 Prozent beteiligt. Eine Lösung könnte sein, dass sich das Land und die Landschaftsverbände auf die Aktivitäten der Landesbank zurückziehen, spekulieren Experten. Ihre Anteile an der WestLB könnten sie an die beiden Sparkassenverbände übertragen. Diese wiederum würden aus der Förderbank ausscheiden. Medienberichte über einen Rückzug aus der WestLB AG hat das Düsseldorfer Finanzministerium aber erst vor wenigen Wochen heftig dementiert. Wie immer auch entschieden wird - eine Finanzspritze könnte der angeschlagenen WestLB gut tun.