: Scholz wirbt für kontrollierte Heroinabgabe
DROGENTHERAPIE Stoff auf Rezept im Mai im Bundestag. Projekte in Hamburg und Hannover Vorreiter
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hat in Hamburg dafür geworben, synthetisches Heroin (Diamorphin) bei der Therapie Schwerstabhängiger einzusetzen. Beim Besuch einer Drogenambulanz der Asklepios-Kliniken, zeigte sich der Hamburger Bundestagsabgeordnete erfreut über die Fortschritte der Patienten. Das sei für ihn ein Grund, im Bundestag für eine Heroinabgabe auf Rezept zu stimmen.
Der Bundestag wird voraussichtlich noch im Mai über alternative Gesetzentwürfe zur Behandlung mit Diamorphin abstimmen. Eine Gruppe Unionsabgeordneter will lediglich den Modellversuch fortsetzen, der seit 2002 in sieben deutschen Großstädten stattgefunden hat, darunter in Hamburg und Hannover.
Zwei weitere Anträge des Bundesrates und von Abgeordneten der SPD, FDP, der Grünen und der Linken sehen vor, Diamorphin nicht mehr als illegale Droge sondern als verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel einzustufen, das von den Krankenkassen bezahlt werden müsste. Damit würde es im ganzen Land möglich, Heroinabhängige auf Rezept zu versorgen.
Abhängige erhielten dann reinen Stoff, der nicht mit giftigen Zusätzen gestreckt wurde. Sie wären nicht auf Beschaffungskriminalität angewiesen und müssten sich einer psychosozialen Behandlung unterziehen, die ein „normales“ Leben ermöglichen soll.
Die Behörden Hamburgs und Hannovers bewerten die Erfahrungen mit dem Modellversuch positiv. Die Unionsabgeordneten dagegen halten es nicht für erwiesen, dass eine Behandlung mit Diamorphin besser sei als eine mit dem Ersatzstoff Methadon. Es bestehe die Gefahr, dass das Ziel Abstinenz aus dem Blick gerate. GERNOT KNÖDLER