Seniordemonstranten

Die Nachhut kommt: Auch die organisierte Studierendenschaft ist nun in die Hauptstadt umgezogen. Ein Kongress in Frankfurt soll gegen Studiengebühren mobilisieren helfen

Den Studierenden geht’s wie dem sprichwörtlichen HB-Männchen. Weil sie sich wahnsinnig über das bevorstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Studiengebühren ärgern, fühlen sie sich wie zum In-die-Luft-Gehen. Also veranstalten sie in Frankfurt am Main einen (großen) Kongress – und lassen dort vor lauter Wut Luftballone aufsteigen. Das Gericht wird nach Mutmaßungen von Beobachtern das Bezahlstudium in Deutschland erlauben.

Dagegen setzen die Studierenden nicht nur heiße Luft, sondern die Kampagne „Kein Spiel mit Bildung“. Die soll von 14. bis 16. Januar in einem Kongress in Frankfurt kulminieren. Die Studierendenvertreter des „freien zusammenschlusses der studierendenschaften“, fzs, wollen sich dort ihrer politischen Strategie versichern: Wir wollen „unsere Proteste planen und unsere Positionen gemeinsam mit BündnispartnerInnen aus anderen europäischen Studierendenverbänden diskutieren“, sagte fzs-Vorstand Christine Scholz.

Die Studierenden haben sich Beistand aus Österreich eingeladen. Angelika Striedinger von der Österreichischen HochschülerInnenschaft wird erläutern, welche Auswirkungen die Studiengebühren in Österreich haben. Dort ist die Zahl an Studienbewerbern zunächst massiv eingebrochen. Dem Vernehmen nach steigt mittlerweile allerdings die Zahl der Uniabsolventen an – was die Hochschulsoziologen rätseln lässt, welche Effekte Unigebühren auf die Studierendenzahlen nun eigentlich haben.

Weitere Themen des Kongresses: Eckpunkte einer solidarischen Steuer- und Finanzpolitik, Machtgezerre: Bildung und Föderalismus, Hessen als „Vorreiter“ einer Hochschulgesetzgebung zum Schaden der Verfassten Studierendenschaft.

Der fzs ist in Hessen freilich nur Gast. Das Büro der nationalen Studivertretung hat vor wenigen Tagen seinen Sitz von Bonn nach Berlin verlegt – als eine der letzten wichtigen deutschen Lobbyorganisationen.

Über die erwarteten Teilnehmerzahl in Frankfurt schweigt sich der fzs naturgemäß aus. Es bereitet den Aktivisten einige Schwierigkeiten, Mitstreiter zu finden. Daher ist der Kongress ausdrücklich offen für NeueinsteigerInnen. Und „auch schon länger Aktive sind herzlich willkommen!“ Ältere Demonstranten sind halt immer noch die zuverlässigsten. CHRISTIAN FÜLLER