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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Als Kid Kongo Powers war Brian Tristan Anfang der 80er Gründungsmitglied der legendären „Gun Club“, spielte zwischenzeitlich bei den „Cramps“, kehrte zu „Gun Club“ zurück, um später mit Blixa Bargeld um Nick Cave herum „The Bad Seeds“ zu gruppieren. Nun kehrt er als Kid Kongo and the Pink Money Birds zurück und setzt als der „player of stunning force and imagination“ (New York Times) seine ewige Suche nach dem magischen Moment im noch so primitiven Akkord und nach dem Blues im Punk unverdrossen fort. Schmutziger, schrulliger, rudimentärer Garagenrock mit viel Soul, der lässig die Wurzeln im Chicano-Rock an die Oberfläche zitiert und durchlüftet. Fr, 15. 5., 21 Uhr, Silber, Ex-Tanzhalle St. Pauli, Silbersackstraße 27 Der Besuch der Open Air-Konzerte vor dem Golden Pudel Club ist unbedingt zu empfehlen. Mit der Begründung gilt es aber, vorsichtig zu sein. Falsch sind Beiträge wie: tolles Panorama, szenige Atmosphäre, hipper Stadtteil, bald auch mit Strandanschluss. Eher richtig: letzte Bastion im Kampf gegen Gentrifizierung, auch einmal auf der richtigen Seite sein, den besseren Geschmack haben. So jedenfalls wünschen das die Betreiber und stellen die aktuelle Veranstaltung in den Kontext der Diskussionen um die letzte Etappe der Hafenrand- und allgemeinen Viertelaufhübschung. Nun ist die Zeit der sauberen Begründungen und scharfen Trennlinien wohl derzeit vorbei, und das dürfte man an Ort und Stelle auch wissen. Umso wichtiger scheint es, sich wenigstens innerhalb der existierenden Widersprüche noch einigermaßen elegant und integer zu bewegen. Wie eine solche Bewegung musikalisch aussehen kann, zeigt Gustav, das Ein-Personen-Ensemble von Eva Jantschitsch aus Wien, deren zweite Platte im vergangenen Jahr mit gutem Recht sowohl vom bildungsbürgerlichen Mainstream als auch vom linksaffinen Kultur-Milieu goutiert wurde. Gustav ist latent politischer, leicht elektrifzierter Pop, der sich traut, frontal auf artifiziellen Schlager zu treffen. Unbedingt zu empfehlen, aber nicht den Falschen sagen. So, 17. 5., 16 Uhr, Golden Pudel Club, Außentreppe, Am St. Pauli Fischmarkt 27 Den Titel „bestgehasster Jüngling“ konnte in gewissen Popkultur-Kreisen für lange Jahre Maximilian Hecker für sich beanspruchen. Ein Knabe, der auf Berliner Straßen Indiesongs coverte, sich dann an einem Klavier auf der Bühne wiederfand, langhaarig, zart, im Falsett singend, komplett unmännlich und doch von Mädchen belagert. Nichts für Jungs, nichts für Pop-Journalisten, die sich schließlich vor allem aus der Welt der Jungs rekrutieren. Das unbedingt Hassenswerte schien die schmachtende Romantik von Heckers Liedern und Texten zu sein, die Bereitschaft, dick aufzutragen und den totalen Kitsch auf die Menschheit niedergehen zu lassen. Die Larmoyanz allerdings, mit der dies geschah, hatte fast schon etwas Irreales, Camphaftes und für hiesige Verhältnisse in jedem Fall ungewöhnlich Risikofreudiges. Nun hat sich der Mann, der nach eigener Aussage gleichzeitig Madonna und „Nirvana“ sein möchte, zwischenzeitlich einen Vollbart wachsen lassen, verzichtet auf seiner neuen Veröffentlichung größtenteils auf die Kopfstimme und taucht damit tiefer denn je in den musikalischen Mainstream ein. Die, die ihn früher grässlich fanden, neigen jetzt dazu, dies als Anpassungsleistung ans Mittelmaß zu bekritteln. Aber sie haben möglicherweise erneut nicht genau hingehört. So, 17. 5., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 NILS SCHUHMACHER