Lassen Sie Ihre Massenvernichtungswaffe los!

Animation, Action und Außenpolitik: Trey Parker und Matt Stone, die Macher von „South Park“, lassen in ihrem Animationsfilm „Team America“ die Puppen tanzen

Und wieder droht der Welt Gefahr. Der nordkoreanische Despot Kim Jong Il plant eine Attentatsserie, die er mit Hilfe arabischer Terroristen und liberaler Hollywoodstars unter Anführerschaft von Alec Baldwin und Sean Penn durchzusetzen versucht. Allein das Team America, eine besonders spezialisierte Spezialeinheit der US-Regierung, ist sich der bevorstehenden Katastrophe bewusst. Tapfer legt es Paris im Krieg gegen den Terror in Schutt und Asche und dezimiert unbescholtene Pariser, um den Feinden von Frieden und Freiheit das Handwerk zu legen: „Sie dahinten in dem Umhang! Lassen Sie ihre Massenvernichtungswaffe los und legen Sie sich flach auf den Boden.“

Allein, die Terroristen sind derart mächtig, dass das Team dringend Verstärkung braucht. Also rekrutiert es mit Gary Johnson den besten Nachwuchsschauspieler Amerikas, der bislang in dem Broadwaystück „Lease“ das Publikum mit Schlagern wie „Everybody Has Aids“ zu Tränen rührte. Man kann zwar nicht sagen, dass es in dem neuen Film der „South Park“-Macher Trey Parker und Matt Stone besonders subtil zugehen würde, dafür aber unerschrocken, bodenlos und klug. „Team America“ ist endlich ein Film, der die Philosophie der amerikanischen Außenpolitik beim Wort nimmt, Michael Moore als sozialistischen Selbstmordattentäter zeigt und jeden Action-Film der letzten Jahre zugleich parodiert und in den Schatten stellt. Es ist ein Film, der sich eine explizite und dramaturgisch völlig überflüssige Sexszene leistet und der das menschliche Zusammenleben, die Weltpolitik und den Zusammenhang zwischen Gut und Böse rational zu erklären weiß, indem er Körperöffnungen als Metaphern nutzt, und zwar alles im Rahmen eines Musicals.

Besonders überzeugend ist dabei die Idee, sämtliche Charaktere von Marionetten darstellen zu lassen, die deutlich sichtbar an Fäden hängen und von unsichtbarer Hand angemessen holzschnittartig und hölzern durch die Handlung geführt werden, was durchaus symbolisch zu verstehen ist. Kontrastiert wird das wiederum durch aufwändige Special Effects, weil aufrechte Weltretter natürlich ständig kämpfen, schießen und Dinge explodieren lassen müssen. Und weil das mitunter auf den Magen schlägt, gibt es auch die längste Kotzszene der Filmgeschichte, in der sich eine feinfühlige Marionette angesichts der Schlechtigkeit der Welt über eine Minute lang erbricht.

Doch wie man es aus ihren bisherigen Werken kennt, haben Parker und Stone nicht nur ein ausgeprägtes Talent, jede Zuschauergruppe schwungvoll vor den Kopf zu stoßen, sondern halten zum Schluss auch eine erbauliche Botschaft bereit, was „Team America“ zu einem der denkwürdigsten und nachdenklichsten Filme des Jahres werden lässt.

HARALD PETERS