: Ein fast unbekannter Kurt Weill
INTERVIEW Am Vorabend des Kirchentages werden Orchester und Chor der Uni Kurt Weills „Weg der Verheißung“ aufführen. Uni-Musikdirektorin Susanne Gläss erklärt, warum
taz: Warum dieses Werk jetzt?
Susanne Gläss: Kurt Weill hat gesagt: „Ich glaube, dass es die schönste Musik wird, die ich bisher geschrieben habe.“ Thema sind Exodus und Exil in der Geschichte des jüdischen Volkes. Weill hat mit der Komposition 1933, unmittelbar nach seiner Flucht aus Deutschland, begonnen; nach den kapitalismuskritischen Werken wie „Die Dreigroschenoper“ setzt er sich in diesem Werk mit dem Schicksal der jüdischen Verfolgten auseinander. In Deutschland ist es einmal 1977 aufgeführt worden.
Warum ist das Werk immer noch so unbekannt?
Die Oper dauert im Original sechs Stunden. Das New Yorker Theater war 1937 pleite nach 153 Vorstellungen.
Die Textbotschaft des Stückes ist ganz traditionell ...
Es gibt eine szenische Rahmenhandlung, eine jüdische Gemeinde ist im Bethaus versammelt und diskutiert die Verfolgungssituation. Und es gibt die musikalisch vertonte Handlung, die Gemeinde erinnert sich an die Exilgeschichte des alten Testamentes. Was wir singen, ist traditionell – es könnte auch Elias sein.
In welcher Sprache?
Auf Deutsch. Das Libretto stammt von Franz Werfel. Die Uraufführung 1937 war auf Englisch.
Was macht denn die besondere Qualität dieser Musik aus?
Weill hat in den 20er Jahren viel für den Rundfunk gearbeitet, er hat die Klangfarbe des Jazz seiner Zeit ins Sinfonieorchester übertragen.
In Deutschland wird der „amerikanische Weill“ gelegentlich milde belächelt.
Weills Offenheit für die Musik seiner Zeit ist der Grund, warum seine ja auch handwerklich meisterhaften Kompositionen heute für uns so attraktiv sind. Weills „Weg der Verheißung“ ist noch ganz und gar „klassische“ Musik und kein Musical, doch der „Duft der großen weiten Welt“, der dieses Werk bereits durchzieht, bringt es unseren heutigen Hörgewohnheiten auf subtile Weise nahe.
Es gab wieder ein Begleitprogramm an der Uni?
Sabine Offe vom Institut für Religionswissenschaft hat zwei Semester ein Seminar angeboten, aus dem ein sehr schönes Programmheft entstanden ist. Am 16. Mai findet ihr Einführungsvortrag statt – im Rahmen der Reihe „Wissen um 11“ im Haus der Wissenschaft.
Uni-Chor und -Orchester – das sind Studenten?
Der Kern sind Studierende und auch Mitarbeiter der Universität. Und viele Ehemalige. Im Laufe der Zeit sind auch mal Freunde mitgebracht worden. Inzwischen sind alle Generationen vertreten. Int.: kawe
Dienstag, 19. 5., 20 Uhr, Glocke