Jetzt kommt die Maut

An Grenzen und Raststätten werden Staus erwartet: Die Spediteure ziehen dort ihre Tickets für den Wegezoll

BERLIN taz/dpa ■ Die Schonzeit für Spediteure ist vorbei, Finanzminister Hans Eichel (SPD) darf sich freuen: Ab 1. Januar 2005 müssen Lkws pro Autobahnkilometer im Schnitt 12,4 Cent zahlen. Bernd Törkel, Projektleiter im Bundesverkehrsministerium (BMV): „Es wäre naiv, anzunehmen, dass das reibungslos geht.“

Der Praxistest beginnt genau genommen am 2. Januar um 22.00 Uhr, wenn das Sonntagsfahrverbot zu Ende ist. Eigentlich sollte die komplexe Technik aus Mobilfunk und Global Positioning System schon 16 Monate laufen. Doch versagten die automatischen Erfassungsgeräte des Konsortiums um die beiden Weltfirmen Telekom und DaimlerChrysler lange den Dienst.

Heute funktionieren die Bordcomputer. Zumindest ist das die Bilanz nach 10-wöchigem Probebetrieb. Nur sind damit bisher zu wenige Lkws bestückt: 297.500 Lkws statt geplanter 500.000. Alle anderen müssen sich übers Internet oder an 3.700 Automaten einbuchen, die an Raststätten und Grenzübergängen stehen. „Störungen der öffentlichen Sicherheit sind dort denkbar“, so die Verantwortlichen. Ob Schlägereien gemeint seien? „Nein“, wehrt BMV-Mann Törkel ab. „Nur Staus und falsch parken.“

53 besonders kritische Orte hat Toll Collect im 12.000 Kilometer langen Autobahnnetz ausgemacht. Die Grenzübergänge im badischen Kehl, im brandenburgischen Frankfurt (Oder) und in Waidhaus (Bayern) gehören genauso dazu wie die Zufahrten vom Hamburger Hafen oder vom Frankfurter Flughafen. In den kommenden Wochen sind insgesamt über 5.000 Helfer unterwegs, die den modernen Wegezoll erklären sollen.

Für Mautsünder gibt es kein Pardon. Das hat Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD mehrfach erklärt – und extra 500 Kontrolleure losgeschickt. Wer erwischt wird, zahlt beim ersten Mal 75 Euro. Im Wiederholungsfall werden 20.000 Euro fällig. Oder der Laster wird stillgelegt. Hochbetrieb wird nach den Weihnachtsferien erwartet. Erst dann muss das System hundertausende Streckenbuchungen verkraften. Und erst dann wird sich zeigen, ob die Maut tatsächlich die erwarteten 3 Milliarden Euro pro Jahr in die Kassen des Bundes spült. HG