287.000 Berliner suchen offiziell einen Job

Im Dezember ist die Arbeitslosenquote gestiegen. Mit Hartz IV wird es in der Statistik einen Schub nach oben geben

Die Situation auf dem Berliner Arbeitsmarkt hat sich wieder verschärft. Ende Dezember suchten offiziell rund 287.000 Menschen einen Job, 4.166 mehr als einen Monat zuvor. Das gab die Regionaldirektion der Arbeitsagentur gestern bekannt. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Dezember saisonbedingt um 0,3 Prozentpunkte auf 17,0 Prozent.

Ein Jahr zuvor betrug die Quote noch 17,4 Prozent, damit waren im Dezember dieses Jahres 6.800 Erwerbslose weniger als vor Jahresfrist registriert. Der Rückgang der Quote im Jahresvergleich ist aber nicht auf mehr Beschäftigung zurückzuführen, sondern auf neue arbeitsmarktpolitische Instrumente. So sind etwa die rund 17.000 Ich-AGs aus der Arbeitslosenstatistik verschwunden.

Die im Januar in Kraft getretene Arbeitsmarktreform Hartz IV wird in Zukunft neue statistische Effekte bringen – und so zunächst die Arbeitslosenquote nach oben treiben. Künftig müssen sich nämlich alle erwerbsfähigen bisherigen Sozialhilfeempfänger bei den Arbeitsagenturen melden. Über die daraus resultierende Erhöhung der Arbeitslosenquote lasse sich bislang nur spekulieren, so der Sprecher der Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Olaf Möller. Im Dezember hätten sich mit 2.000 Sozialhilfeempfängern nur sehr wenige zusätzlich arbeitslos gemeldet.

Auf dem Arbeitsmarkt stünden die Zeichen weiter auf Rot, kritisierte DGB-Landeschef Dieter Scholz gestern. Mehr Langzeitarbeitslose und lediglich boomende Minijobs sorgten für Ernüchterung. Hartz IV bringe nicht mehr Jobs, sondern nur mehr Armut. „Die Region braucht sichere Jobs, und kein Herumdoktern mit zweifelhaften Arbeitsmarktinstrumenten.“

Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) forderte eine bessere Betreuung der Arbeitssuchenden in den Jobcentern. „Nachdem seit Jahresbeginn schärfere Anforderungen an Erwerbslose gestellt werden, müssen sie nun auch besser gefördert werden.“

RICHARD ROTHER