: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Volksbühne hat ja nun renovierungsbedingt ein paar Monate dichtgemacht und ein Freilichtprovisorium errichtet, dessen Name den Schluss zulässt, dass es vielleicht leise Demokratisierungstendenzen am Rosa-Luxemburg-Platz gibt. Denn „Agora“, wie sich die Übergangsspielstätte nennt, ist ein Wort, das aus dem Griechischen stammt und einen öffentlichen und demokratischen Multifunktionsort bezeichnet, der als politische, juristische oder kultische Versammlungsstätte genutzt werden kann. Wobei das kultische schon wieder gegen Demokratisierung spricht. Aber wahrscheinlich muss man selber gucken, was ab Mittwoch möglich ist, wenn die Volksbühnenagora mit Dimiter Gotscheffs neuester Müller-Inszenierung „Prometheus“ eröffnet wird. Neu ist auch der Heimathafen Neukölln, ehemals Saalbau, der nun nach Relaunch sozusagen postvölkisches Volkstheater bietet, ab Donnerstag beispielsweise Nora Mannsmanns gemeinsam mit der in Deutschland lebenden ukrainischen Schauspielerin Nina Vodopyanova entwickelter „Heimatabend. Eine EUkrainische Identitätssuche“ – eine Gedankenreise durch deutsch-ukrainisch-europäische Geschichte und Gegenwart auf der Suche nach der Bedeutung von Heimat und Identität zwischen Ost und West. Komplett unheimatlich geht es in Dea Lohers finsterem Drama „El ultimo fuego“ (Das letzte Feuer) zu, dessen spanischsprachige Erstaufführung nun als Gastspiel des Theaters Espacio Palermo aus Montevideo im Maxim Gorki Theater zu sehen ist. Der uruguayische Regisseur Fernando Alonso interpretiert dieses bedrückende Schauspiel über den tragischen Tod eines Kindes, der die Figuren auf das Unterschiedlichste betrifft, vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte seines Landes, das zwölf Jahre Staatsterror und die damit verbundenen Traumata aufarbeiten muss.
■ „Prometheus“, Volksbühne/Agora, ab Mi.
■ „Heimatabend“, Heimathafen Neukölln, Do.–So.
■ „El ultimo fuego“, Maxim Gorki Theater, Do.