: Herr Napp sucht Aufpasser
Der Vorsteher des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr will seine Aufsichtsperson gerne selbst bestimmen
Wer ihn kontrollieren soll, das möchte Herbert Napp dann doch bitte selbst entscheiden. Zumindest möchte der Vorsteher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr ein Wörtchen mitreden, wenn im Februar ein neuer Aufsichtsratsvorsitzender im größten Nahverkehrsverbund in Nordrhein-Westfalen gewählt wird.
Mit seinem bisherigen Aufseher ist Herbert Napp, Kettenraucher und vielbeschäftigter Bürgermeister der Metropole Neuss, eigentlich ganz zufrieden. Denn Aufsichtsratschef Friedrich Wilhelm Müller ist CDU-Politiker wie Napp. Da der ehemalige Fraktionschef der Bochumer Christdemokraten momentan aber ohne politisches Amt ist und in seinem Ferienhaus in Norddeutschland seine Freizeit genießt, fehlt ihm eine Grundvoraussetzung für die Wiederwahl – denn in den VRR dürfen die Städte lediglich Vertreter des Rates und der Verwaltung entsandt werden.
Herbert Napp aber, nicht dumm, ist um einen Ausweg nicht verlegen: Er hat einen Posten für Müller gefunden. In Neuss. Als Polizei-Berater. Immerhin ist Müller qualifiziert, früher war er stellvertretender Leiter der Polizeiakademie Münster. Nur gibt es in NRW eigentlich keine Polizeiberater. „Solche Posten sind mir absolut nicht bekannt“, sagt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Und so richtig viel kosten lassen wollen sich die Neusser ihren Neuerwerb nicht. Weniger als eine 400-Euro-Aushilfe soll Müller als Polizei-Stratege verdienen. Beim VRR kämen dann noch einmal 250 Euro monatliche Pauschale dazu. Armer Kerl.
Napp und Müller, beide derzeit in Urlaub, verstehen sich ohnehin prächtig auf blitzsaubere Deals unter Parteifreunden. Ihr gemeinsame Meisterstück war die Ernennung des Mettmanner CDU-Kreisdirektors Martin Husmann zum VRR-Geschäftsführer im vergangenen Oktober. Für Husmann hatten die CDU-Granden ursprünglich das Traumgehalt Besoldungsgruppe B 8 vorgesehen, immerhin fast Staatssekretär. Das Ganze zudem noch für die gigantische Vertragslaufzeit von zwölf Jahren. Geht nicht, protestierten damals NRW-Innenministerium und SPD. Am Ende wurde es dann nur Besoldungsstufe B 6 und fünf Jahre Laufzeit, dazu gratis gab es eine für den neuen Geschäftsführer maßgeschneiderte Strukturreform des angeblich kurz vor der Pleite stehenden VRR. Eine Klage der SPD gegen das Geschäftsgebaren der christdemokratischen Spezis läuft.
Viel Chaos also. Da ist es doch verständlich, dass sich Herr Napp einen kompetenten Aufsichtsratsvorsitzenden wünscht, um den VRR wieder in gemütlicheres Fahrwasser zu bringen. Und die Neusser Polizei profitiert auch. Ganz bestimmt. KAN