: Angemessene Bezahlung
betr.: „Arbeit verdient Respekt“ von Barbara Dribbusch, taz vom 11. 1. 05
„Ein-Euro-Jobs“ sind tatsächlich gefragter, als dies zu vermuten war. Viele sind – so lange sie zu Hause sind – froh über jede Arbeitsgelegenheit. Bekommen sie eine, gibt es bei ihnen sehr häufig einen „Perspektivwechsel“ beim Vergleich mit festangestellten Kollegen, der zu Frust führt. Dazu kommt: „Ein-Euro-Jobs“ werden nur kurzfristig vergeben, dann kommen die Nächsten dran. Das Potenzial der „Willigen“ ist bald erschöpft. Wenn sich die Proteste gegen Hartz IV endgültig gelegt haben, ist davon auszugehen, dass die Arbeitsagentur-Fallmanager selbstverständlich diese Instrumente zur „Disziplinierung von Erwerbslosen“ gebrauchen werden.
Ja, gerade beginnt ein „interessanter Großversuch zur Frage, wie viel zusätzliche und im öffentlichen Interesse liegende Arbeit es in Deutschland eigentlich gibt. Aber statt „Arbeitsgelegenheiten mit MAE“ sollten daraus richtige Jobs mit richtigen Löhnen entstehen. Denn „Arbeit verdient Respekt“ – aber auch angemessene Bezahlung. HORST SCHIERMEYER, Zittau
Entzückendes Bild: die allergiekranke Exfriseurin gewinnt ihre Würde beim Basteln im Kindergarten, während wahrscheinlich die arbeitslose Exerzieherin ihre Würde dadurch gewinnt, dass sie im Altenpflegeheim Seniorinnen und Senioren die Haare pflegt. Wie zynisch kann frau eigentlich sein? Sozialarbeit ist eine gesellschaftliche Aufgabe, es ist nur die Frage, wie viel der Gesellschaft diese Arbeiten, sprich: von Menschen erbrachte Leistungen (die sich ja in anderen Bereichen immer lohnen müssen), wert sind. Und die Menschen, die diese Leistungen erbringen. Anscheinend nichts!
Die grundlegende Annahme, es sei keine bezahlbare Arbeit da, sondern nur gering bezahlbare Beschäftigung, ist zwar mediale und politische Mehrheitsmeinung, hat aber mit der Realität wenig zu tun. Statt 40 Stunden, wie heute wieder die Mehrheit der Erwerbstätigen, nur 35 Stunden zu arbeiten, das hätte viele positive Konsequenzen, was nun in den 80er-Jahren Mehrheitsmeinung war. Nur muss dann in der Tat die unangenehme Frage nach materieller Umverteilung von oben nach unten gestellt werden. Und das ist ja so was von out! Aber lieber bleibe ich Dinosaurier, als Zynikerin zu sein.
MONIKA DOMKE, Köln
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