: Was kostet das Studium am Strand?
Mit Hamburg an der Spitze verlangen die norddeutschen Bundesländer mit einer einzigen Ausnahme Geld von ihren Hochschülern: Selbst rot-grün in Kiel erwägt, Gebühren fürs Langzeitstudium einzuführen.
Noch lauter als Niedersachsen fordert das schwarz-gelb regierte Hamburg Studiengebühren fürs Erststudium: Der Stadtstaat gehört auch zu den Bundesländern, die gegen das Gebührenverbot geklagt haben. Bereits vor zwei Jahren stellte der parteilose Wissenschaftssenator Jörg Dräger sein „Hamburger Modell“ vor, nach dem ein Drittel der Studierenden ein Darlehen bekommen soll. Wie in Niedersachsen plant er derzeit mit 500 Euro pro Semester ab 2006, hat aber bereits durchblicken lassen, dass er auch mehr verlangen würde, doch das sei derzeit „politisch nicht durchsetzbar“.
500 Euro bezahlen müssen in dem Stadtstaat wie im großen Nachbarland bereits jetzt Langzeitstudierende – gemeint sind diejenigen, die die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester überschreiten – und alle diejenigen, die außerhalb der „Metropolregion“ mit ihrem ersten Wohnsitz gemeldet sind. Den Hamburger Hochschulen hat letzteres nicht viel gebracht, nur 130 GebührenzahlerInnen zählte die Uni im Sommer vergangenen Jahres. Dafür verlegten 7.200 Studierende ihren Wohnsitz – zur Freude des Hamburger Finanzsenators: Sie bringen nämlich mittelbar mehrere Millionen zusätzlich ins Stadtsäckel – per Länderfinanzausgleich.
Davon träumt auch Bremen: Weil die SPD ein Wahlversprechen gegeben hat, keine Studiengebühren einzuführen, gleichzeitig aber den gebührenwilligen Koalitionspartner CDU im Nacken hat, einigten sich die Fraktions-Chefs nach zähen Verhandlungen auf eine Kopie des Hamburger Modells. Das war im vergangenen Juli – seither wird der Start immer wieder verschoben.
Während man in der SPD glaubt, Studiengebühren durch die „Landeskinder-Regelung“ vermeiden zu können, sieht der Koalitionspartner in ihr nur ein Übergangsmodell – bis zur Einführung einer allgemeinen Kostenpflicht. Dabei kann sie ausgerechnet auf SPD-Senator Lemke bauen: Der nämlich befürwortet Studiengebühren. Bremen, so seine Argumentation, könne sich keine Insellage erlauben, wenn Niedersachsen Gebühren einführt. Während ein an Niedersachsen angelehntes Bezahlstudium also in den nächsten Jahren wahrscheinlich wird, gelten Langzeitgebühren als beschlossene Sache: Erhoben werden voraussichtlich ab dem Wintersemester 500 Euro von allen, die mehr als 14 Semester brauchen.
Offener ist die Lage in Schleswig-Holstein: Am 20. Februar entscheidet sich, ob Rot-Grün weiterregiert. Sollte es zu einer Mehrheit für eine Koalition von CDU und FDP reichen, würde sich Schleswig-Holstein Hamburg und Niedersachsen anschließen. Beide Parteien haben verkündet, den Universitäten die Einnahme von Gebühren ermöglichen zu wollen. SPD und Grüne hingegen möchten das Erststudium gebührenfrei halten – Langzeitgebühren werden nicht ausgeschlossen.
Trübe Aussichten also für alle, die gerne in einer Stadt mit Meerblick studieren. Doch halt – es gibt noch Mecklenburg-Vorpommern. Dort haben SPD und PDS ihr Nein zu Gebühren im Koalitionsvertrag festgehalten.
Eiken Bruhn