WAS MACHT EIGENTLICH ...die Kirche?
: Mehdorn verklagen

Eigentlich könnte Stahnsdorf seine Bahnhofstraße umbenennen. Seit fast 50 Jahren hält dort kein Zug mehr, ja noch nicht mal mehr ein Bahnhofsgebäude hat die kleine Gemeinde zwischen Babelsberg und Zehlendorf. Dabei herrschte einst reger Betrieb auf den Schienen, die Wannsee mit dem Südwestfriedhof, dem größten im Berliner Umland, verbanden. Und ginge es nach dem Willen der Evangelischen Landeskirche (EKBO), rollten bald wieder S-Bahnen durch den Kiefernwald der Parforceheide.

Die EKBO hat nämlich beim Landgericht Klage gegen die Bahn AG eingereicht: Sie soll die beim Mauerbau stillgelegte und später samt Bahnhöfen demontierte Strecke wiederherstellen und betreiben. Anderenfalls besteht die Kirche auf der Rückgabe von Grundstücken – oder der Zahlung von Schadenersatz: eine Million Euro, mindestens.

Hintergrund des Konflikts: Vor gut 95 Jahren – der Friedhof war bereits in Betrieb, die Anreise für Särge und Trauernde aber beschwerlich – schloss Berlins Stadtsynode einen Vertrag mit Preußens Staatseisenbahn. Erstere spendierte Flächen und kofinanzierte den Bau der Linie, Letztere verpflichtete sich, die Friedhofsbahn bzw. „Leichenbahn“ (Volksmund) zu betreiben. Jahrzehnte später funkte die große Geschichte dazwischen.

Dass eine Wiederherstellung heute sinnvoll oder gar notwendig wäre, daran glaubt wohl nur der Stahnsdorfer Bürgermeister. Der Kirche dürfte eher an Barem gelegen sein. Und in Mehdorns Zentrale tut man, was man dort ohnehin ganz gut kann: erst mal abwarten. CLP FOTO: AP