: Länder scheitern an Reform der Lehrerbildung
Seit dem Pisa-Schock von 2001 halten die Kultusminister besser ausgebildete Lehrer für den Schlüssel zur Schulreform. Ein deutschlandweit anerkannter Umbau des Lehrerstudiums auf Bachelor/Master aber gelingt ihnen nicht
BERLIN taz ■ Auch die neue Präsidentin konnte den Lehrerstudenten nicht helfen. „Wir haben noch keine Lösung“, bekannte Johanna Wanka (CDU) gestern, als sie feierlich zur neuen Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) gekürt wurde. Wanka wusste nicht zu sagen, wann die lange erwarteten Eckpunkte für eine Reform der Lehrerausbildung endlich vorlägen. Das hat für die Studierenden, die sich auf den Pädagogenberuf vorbereiten, ernste Konsequenzen. Sie wissen nicht, welchen Wert pädagogische Bachelor-Studiengänge („Bachelor of Education“) haben.
Die Andeutungen der 52-jährigen Hochschulministerin aus Brandenburg deuten auf einen größeren Konflikt innerhalb der KMK hin: Es könnte sein, dass sich die Kultusminister gar nicht entschließen, die Lehrerausbildung auf die international angestrebten Formate Bachelor und Master auszurichten. Auch der Generalsekretär der KMK, Erich Thies, gestand dies indirekt ein. Man brauche mehr Einfluss auf die Praxisphase des Lehrerstudiums, ein Teil der KMK wolle dies über die Master erreichen, ein anderer beharrt auf Staatsexamina, um die Qualität der Absolventen der Lehrerbildung beurteilen zu können.
Laut der Bologna-Beschlüsse, von den deutschen Kultusminister mitgetragen, sollen spätestens bis zum Jahr 2010 alle Universitäts-Disziplinen auf die so genannten gestuften Studiengänge umstellen – auch die Lehrerstudien. „Das heißt aber nicht“, sagte Johanna Wanka nun überraschend, „dass alles und jedes darunter passt.“ Mit anderen Worten: Es kann sein, dass bei den Lehramtsstudiengängen in Deutschland die Bologna-Umstellung gar nicht zustande kommt.
Was die neue Präsidentin da zu ihrer Amtsübernahme im Bundesrat schilderte, ist eine doppelte Peinlichkeit für die Kultusminister, die gerade ein Pannenjahr hinter sich haben. Erstens schieben die Kultusminister eine grundlegende Reform der Lehrerbildung weiter vor sich her, die nach den bescheidenen Leistungsergebnissen bei der Pisa-Studie und der scharfen Kritik der OECD am deutschen Lehrerstudium unabdingbar erschien. Und sie schaffen zweitens ein besonderes Kunststück: Sie üben bei allen Studiengängen Druck auf die Einführung von Bachelor/Masterprogrammen aus – scheitern aber bei den Lehramtsstudien, für die sie selbst verantwortlich sind.
Bei Studierenden wie Professoren herrscht Konfusion – die neuen Absolventen kommen auf den Markt, ohne dass Klarheit herrscht. Nordrhein-Westfalen etwa hat beschlossen, die Lehrämter bis 2007 auf Bachelor und Master umgestellt zu haben. Das neuen Zentrum für Lehrerbildung in Kiel wiederum fordert klare Vorgaben. Die Kultusminister dürften keinesfalls immer neue Modelle der Lehrerbildung nach dem Bachelormodell testen. „Wir brauchen eine politische Entscheidung“, sagte der Prorektor der Uni, Jürgen Bähr. Auch die Studierenden, die teilweise schon in Bachelorprogrammen ihr Studium begonnen haben, fordern einen verbindlichen Rahmen – damit ihr Lehrerexamen in ganz Deutschland Anerkennung findet. Bislang sind die Länder dazu nicht in der Lage. CHRISTIAN FÜLLER