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Archiv-Artikel

Worte werden Taten

KIRCHENTAG Hartz IV-EmpfängerInnen bekommen bereits gezahlte Ticketkosten erstattet

Der Kirchentag zahlt Hartz IV-EmpfängerInnen Eintrittsgelder zurück. Das ist der Endpunkt eines langwierigen Lavierens um dessen Zugänglichkeit für finanziell Schwache.

Dazu trug nicht unerheblich bei, dass sich Kirchentags-Geschäftsführer Hartwig Bodmann bei der Eröfffnungs-Pressekonferenz vergaloppierte: Dort behauptete er pauschal, Hartz IV-EmpfängerInnen könnten kostenlos teilnehmen. Doch selbst seine auf Nachfrage erfolgte Einschränkung, dies gelte nur bei rechtzeitiger Anmeldung, stand in Widerspruch zu den Erfahrungen zahlreicher Betroffener: Selbst wenn sie beispielsweise von dem bis Ende März befristeten Ermäßigungs-Angebot der Bremer Kirche gehört hatten, das nur 200 statt der erwarteten 500 Hartz IV-ler erreichte, blieben 14 Euro fällig – möglicherweise angemessen, aber eben nicht kostenlos.

Angesichts dieser Widersprüche sah sich der Kirchentag an seinem zweiten Tag genötigt, Hartz IV-Empfänger tatsächlich kostenlos und spontan teilnehmen zu lassen. Zum Abschluss rang er sich sogar zu einer Art Eingeständnis durch: Wer „irrtümlicherweise den vollen ermäßigten Satz“ gezahlt habe – 49 statt 89 Euro – bekomme das Geld auf Antrag erstattet. Wenn er bis zum 15. Juni eingehe. Die Teilnehmer der Bremer Aktion werden eigens angeschrieben.

Unbehelligt von diesem Hin und Her blieben nur diejenigen Hartz IV-EmpfängerInnen, die von ihren Gemeinden im Rahmen von Gruppenfahrten unbürokratisch unterstützt wurden. Als Konsequenz sollen laut Pressesprecher Rüdiger Runge künftige Kirchentage bei entsprechenden Nachweisen von vornherein wieder kostenfrei sein.

Allerdings bezog sich die Kritik des Bremer Erwerbslosenverbandes auch auf Inhalte des Kirchentages: Veranstaltungen wie die „Modeschau aus Kleiderspenden“ oder „Köstliches Bremen“ über das Kochen mit den 4,34 Euro, die nach Hartz IV pro Tag für Ernährung zur Verfügung stehen, vermittelten „ein völlig falsches Signal“. Statt Ursachen anzuprangern, propagierten sie das Arrangement mit Armut. HENNING BLEYL