Kleinkultur fehlt das Management

Ein Rückzug des Quartiersmanagements würde zahlreiche soziale und kulturelle Projekte empfindlich treffen. Viele von ihnen wurden erst vor wenigen Jahren gegründet und sind ohne finanzielle Förderung kaum überlebensfähig

Einst bekam die Kulturinitiative Falkplatz e. V. für das Tivoli aus dem rund einer halben Million Euro großen Fonds des Quartiermanagements (QM) Falkplatz rund 60.000 Euro. Davon kann der heutige Vorsitzende des Vereins Günther Schanzmann nur noch träumen. Der Verein hatte sich aus verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen gebildet. Sein Ziel war, eine Art Nachbarschaftsladen im Kiez zu gründen. In der Kopenhagener Straße 14 in Prenzlauer Berg fand er die dafür notwendigen Räume – und erhielt für Miete und Anlaufphase des Projektes eine durchaus passable finanzielle Unterstützung.

Doch diese Zeiten sind längst vorbei, und Günther Schanzmann, deutschlandweit in der Theaterszene aktiv, ist nun hauptsächlich mit der Suche nach neuen Geldquellen beschäftigt, um damit das Überleben des Projektes zu sichern. Würde ein Rückzug des QMs aus dem Kiez das Ende der finanziellen Unterstützung bedeuten, sieht Schanzmann für das Projekt kaum noch eine Zukunft.

Das Tivoli ist eines von rund 150 Projekten, die seit 1999 vom QM Falkplatz gefördert worden sind. Nicht alle diese Projekte haben bis heute überlebt oder sind im Kiez wirklich je wahrgenommen worden. Das Tivoli dagegen mit einem Gemisch von Kultur, Bildung und Sozialem hat es mittlerweile geschafft, sich als wichtiges Element im Quartier zu etablieren.

Zuletzt wurde der Verein auch noch einmal vom QM finanziell unterstützt. Um weitere benötigte Einkünfte zu erreichen, zahlen die verschiedene Vereine oder auch Einzelpersonen für die Nutzung der Räume jeweils Miete, während gleichzeitig die Mitarbeiter vom Tivoli weiterhin ehrenamtlich aktiv sind. Um die sich für dieses Jahr abzeichnende noch größere finanzielle Lücke zu schließen, wurden noch einmal weitere Projekte – und damit zahlende Mieter – ins Tivoli gezogen. Darunter zum Beispiel die „Sozialstation Falkplatz“ mit Rechts- und Sozialberatung, eine Theaterwerkstatt oder auch Angebote von bekannten Kunstaktiven, zum Beispiel die Fotowerkstatt von Wolfgang Gross und ein Unterrichtsangebot von der Jazzgitarristin Barbara Jungfer.

Die Grenzen dieser Selbstfinanzierung sind für den Vorsitzenden des Tivoli aber damit erreicht. Mieterhöhungen für die vielen kleineren Vereine scheinen weder sozial vertretbar noch tatsächlich bei dem geringen Budgets der Nutzer realistisch. Reduziert sich zukünftig durch den Ausstieg des QMs die finanzielle Unterstützung gegen null, wäre damit wohl auch die Idee von einem sozialkulturellen Zentrum im Kiez gescheitert, sagt Schanzmann. Ohne finanzielle Unterstützung auch noch über Jahre werden viele Projekte in den betroffenen QM-Gebieten trotz eigener Anstrengungen kaum überleben. Die zuletzt erst geschaffenen Strukturen könnten damit nun schon wieder gefährdet sein. DIRK HAGEN