Irankrieg nicht ausgeschlossen
Reaktionen auf Artikel über Irankriegspläne der USA: George Bush will im Konflikt mit Iran „keine Option ausschließen“. Iran: „Wir sind stark.“ Europa: Keine Gewalt!
BERLIN taz/dpa ■ Die US-Regierung hat den am Montag in der Zeitschrift New Yorker veröffentlichten Bericht des Journalisten Seymour Hersh über konkrete Angriffspläne auf den Iran zurückgewiesen – ohne jedoch wesentliche der von Hersh unter Berufung auf Quellen im Sicherheitsapparat aufgestellten Behauptungen konkret zu dementieren.
„Der Artikel ist so gespickt mit Fehlern bei wesentlichen Fakten, dass die Glaubwürdigkeit des ganzen Stückes zerstört ist“, erklärte Pentagonsprecher Laurence DiRita schriftlich. Hershs Angaben darüber, dass bereits US-Spähtrupps zur Zielmarkierung im Iran unterwegs seien, bestritt DiRita jedoch nicht. Stattdessen schimpfte er, Hershs Artikel gründe sich auf Gerüchten und der Bigotterie einiger Verschwörungstheoretiker.
Auch US-Präsident George W. Bush mochte in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC lediglich bestreiten, dass die US-Regierung sich bereits für eine militärische Option entschieden habe. „Ich hoffe, wir können es auf diplomatischem Weg lösen, aber ich würde nie eine Option ausschließen“, sagte Bush.
Darauf wiederum reagierte die iranische Regierung. „Wir sind so stark, dass uns kein Land angreifen kann, weil sie keine genauen Informationen über unsere militärischen Möglichkeiten haben“, sagte Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani gestern der halbamtlichen Nachrichtenagentur Mehr.
Auch aus Europa gab es Kritik. Der derzeitige EU-Ratsvorsitzende, Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn, sagte gestern, Konflikte müssten auf diplomatischem Weg beigelegt werden. Die EU werde einer militärischen Option niemals zustimmen.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Krista Sager sagte gestern, sie halte Bushs Äußerungen für eine „ausgesprochen gefährliche Politik“. Damit erreiche man nur, „dass Iran glaubt, nur mit der Atombombe ausreichend gerüstet zu sein“. Der CDU-Politiker Volker Rühe sagte dem Tagesspiegel: „Wenn den USA wirklich an diplomatischen Lösungen gelegen ist, sollten sie sich weniger mit Drohungen gegen den Iran beschäftigen.“ Die USA sollten stattdessen die Verhandlungsbemühungen der Europäer unterstützen BERND PICKERT
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