KOMMENTAR VON ALKE WIERTH
: Losen ist eine echte Chance

Die Alternative wäre das eingliedrige Schulsystem

„Eine Quadratur des Kreises“ nennt Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) die Regeln, die er für den künftigen Zugang zur Oberschule vorschlägt. Dass so etwas auf den ersten Blick nicht schön aussieht, sondern etwas beulig und krumm, ist klar. Doch auf den zweiten Blick enthüllt sich der Charme von Zöllners Schulplatzlotterie.

Mehr Chancengleichheit, weniger soziale Auslese beim Zugang zu den Oberschulen – das war ein, wenn nicht der wichtigste Motor für die aktuelle Schulreform. Das Losverfahren für 50 Prozent der Plätze an besonders begehrten Oberschulen schafft da tatsächlich mehr Gerechtigkeit. Denn es öffnet jedem Kind immerhin eine Chance auf einen Platz an der Schule seiner Wahl.

Was wären die Alternativen gewesen? Alle Plätze über ein von den Schulen selbst erdachtes Auswahlverfahren zu vergeben hätte vermutlich – seien wir ehrlich – nicht zu mehr Gerechtigkeit geführt. Schulplätze nach Grundschulnoten zu vergeben hätte bereits unter jungen Schulkindern einen Leistungsdruck erzeugt, den auch (fast) keiner mehr haben will. Und gleich alle Plätze zu verlosen würde tatsächlich die Idee besonderer pädagogischer Schwerpunktsetzungen an Schulen ad absurdum führen.

Es gibt eigentlich nur einen Weg, den Zugang zur Oberschule wirklich gerecht zu gestalten und die leidige Konkurrenz um die Plätze zu beenden: Das ist das eingliedrige Schulsystem. Davor hat Berlin sich gedrückt. Nun gibt es eben den quadratischen Kreis. Foto: Amélie Losier