: Unwichtige Listen
Im Gegensatz zur Bundestagswahl hat jeder Wahlberechtigte bei der NRW-Landtagswahl nur eine Stimme, die er einem Wahlkreisbewerber geben kann. Das Ein-Stimmen-Wahlsystem hatte in der Vergangenheit zur Folge, dass die Mehrheitspartei SPD oft mehr Wahlkreise direkt gewinnen und mehr Landtags-Sitze erobern konnte, als ihr nach dem Prozentanteil zugestanden hätten. Im Klartext: Je stärker die SPD, desto weniger zieht die Reserveliste.
Wegen dieses Effekts wurde SPD-Fraktionschef Friedhelm Farthmann 1995 nicht wieder in den Landtag gewählt. Trotz Listenplatz 2 musste er draußen bleiben – die SPD hatte bei 46 Prozent zu viele Direktmandate gewonnen, die Liste zog nicht. Auch nach der Landtagswahl 2000 gab es ein prominentes Opfer bei der SPD: Knapp 43 Prozent erreichten die Genossen bei der Wahl. Die SPD-Fraktion musste einen neuen Chef wählen. Amtsinhaber Manfred Dammeyer wurde nicht mehr in den Landtag gewählt, da er seinen Wahlkreis verloren hatte und die Reserveliste nicht zog. Auch Dammeyer stand weit vorn auf der Liste. SPD-PolitikerInnen brauchen in NRW also einen sicheren Wahlkreis, falls ihnen etwas an ihrer Politkarriere liegt.