Hamburg geht‘s noch gold

Marktstudie für Büroimmobilien: Mehr Fläche vermietet als in anderen Metropolen, Leerstand nur wenig gewachsen. Experten halten Trendwende für zweifelhaft

Im vergangenen Jahr sind in Hamburg so viele Büroflächen vermietet worden, wie selten zuvor. Nach einer Analyse der Maklerfirma Jones Lang LaSalle (JLL) hat lediglich München Hamburgs Umsatzvolumen von 445.000 Quadratmetern übertroffen. Allerdings ist der Leerstand zugleich um weitere zwei Prozent auf 940.000 Quadratmeter angestiegen. 176.000 Quadratmeter neuer Bürofläche kamen hinzu. Von knapp fünf Quadratmetern im Angebot wurde statistisch nur ein Quadratmeter nachgefragt.

Die Makler schrieben die guten Umsätze der Tatsache zu, dass Hamburg mit seinem Hafen besonders vom starken Wachstum der internationalen Handelsströme profitieren konnte. Professor Monika Dobberstein von der Technischen Uni (TU) Harburg dämpfte den Optimismus von JLL: Verlässliche Zahlen über die Entwicklung der Beschäftigung oder des Sozialprodukts lägen noch nicht vor. Die Lage in Hamburg stelle sich zwar besser dar als in anderen Metropolen. Der Branche gehe es jedoch insgesamt nicht gut. Ob die Talsohle schon erreicht ist, gilt unter Experten als ungewiss.

Mit einer Leerstandsrate von 7,8 Prozent geht es Hamburg deutlich besser als Berlin (10 Prozent), Düsseldorf (14), München (12) und Frankfurt/Main (16). Der Flächenumsatz in Hamburg lag 40 Prozent über dem des Vorjahres, die Zahl der Verträge 28 Prozent höher. Ein großer Teil des hohen Flächenumsatzes rühre aus wenigen geplanten großen Umzügen wie der Haspa, des Amtes für Strom- und Hafenbau oder der Firma Ernst&Young, warnt Dobberstein.

„Hamburg steht als Wirtschaftsstandort sehr gut da“, sagt dagegen Raymond Buchholz von JLL. Das Interesse von Unternehmen an der Stadt sei daher größer geworden. Überdies sei der Hamburger Markt vergleichsweise stabil und verlässlich: Die Preisausschläge nach oben und unten halten sich in Grenzen.

Dobberstein erklärt den relativ geringen Leerstand in Hamburg damit, dass hier weniger spekulativ gebaut werde als in den anderen Metropolen. Trotzdem sei ein solcher Leerstand zu hoch. „Es besteht keine Aussicht, dass man zum Vermietermarkt zurükkehren würde“, dass also die Vermieter die Preise bestimmen könnten, urteilt die Professorin für Gewerbeplanung .

Die Leute von JLL empfehlen dagegen, den deutschen Maßstab internationalen Gepflogenheiten anzupassen und einen „gesunden Markt“ nicht mehr mit Leerstandsraten von drei bis fünf Prozent zu definieren, sondern mit Raten von „fünf, sieben oder gar noch mehr“ Prozent. „Das ist Makler-Optimismus“, so Dobberstein. Gernot Knödler