Patenschaften für Demo-Trecker

WENDLAND Bauern bitten um Unterstützung für geplanten Konvoi nach Berlin. Auf einer Kundgebung drei Wochen vor der Bundestagswahl wollen sie Stimmung gegen die Atomkraft machen

Auch kleine Reisen kosten Geld. Das gilt für den geplanten Treck der atomkritischen Lüchow-Dannenberger Bäuerinnen und Bauern nach Berlin. Sie haben deshalb dazu aufgerufen, Trecker-Patenschaften zu übernehmen.

Am 30. August soll der Konvoi im Wendland starten. Auf dem Weg in die Hauptstadt wollen die Landwirte Station an den Endlagerstandorten Asse bei Wolfenbüttel, Schacht Konrad bei Salzgitter und Morsleben in Sachsen-Anhalt machen. In Berlin ist am 5. September, drei Wochen vor der Bundestagswahl, eine Großdemonstration gegen Atomkraft angekündigt – die „größte in der Geschichte der Bundesrepublik“ sogar. Die Veranstalter, ein Bündnis von Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen, rechnen mit mehr als 100.000 Teilnehmern.

„Wir werden dort mit möglichst vielen Treckern für ein buntes und kräftiges Bild sorgen“, sagt Monika Tietke von der Bäuerlichen Notgemeinschaft des Wendlandes. „Aber wir brauchen dafür in jeder Hinsicht Unterstützung.“ Eine Idee ist, dass Sponsoren und Sympathisanten durch eine Patenschaft helfen sollen, die hohen Kosten für den Kraftakt der Bäuerinnen und Bauern zu senken.

„Lassen Sie einen Trecker nach Berlin fahren“, wirbt die Notgemeinschaft für ihre Kampagne. „Sie übernehmen einen Teil der Spritkosten und können Ihren persönlichen Trecker dafür mit einer Fahne, Ihrem Namen oder Firmenlogo ausstatten.“ Auf einem Coupon können Interessierte ankreuzen, ob sie Drittel- oder ganze Patenschaften für 100 oder 300 Euro übernehmen wollen.

Der Demo-Trägerkreis bietet zudem den Druck von Ortsschildern an. Damit soll verdeutlicht werden, dass sich Menschen aus allen Teilen des Landes in Bewegung setzen. „Wir wollen alle Widerstandsorte in einer Internetkarte fortlaufend veröffentlichen“, hieß es.

Bereits vor 30 Jahren hatten hunderte Lüchow-Dannenberger Landwirte mit einem Treck gegen ein nukleares Entsorgungszentrum im Wendland protestiert. Unter dem Eindruck der Aktionen erklärte der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Gorleben für nicht durchsetzbar.

Beim Treck und der Großdemonstration in diesem Jahr steht neben der Forderung nach Stilllegung der Atomkraftwerke die ungelöste Endlagerung von Atommüll im Fokus. „Uns ist wichtig, kurz vor der Bundestagswahl noch einmal ein ganz massives Zeichen zu setzen“, sagt Tietke. „Nirgendwo auf der Welt funktioniert ein Endlager. Morsleben droht einzustürzen, die Asse säuft ab.“ REIMAR PAUL