UN gedenkt Befreiung von Auschwitz

Zum 60. Jahrestag legt UN-Vollversammlung erstmals Schweigeminute ein.Joschka Fischer mahnt deutsche Verpflichtung zum Kampf gegen Rassismus an

BERLIN afp/rtr ■ Erstmals hat die UN-Vollversammlung der Befreiung der NS-Konzentrations- und Vernichtungslager gedacht. Die historische Sondersitzung wurde gestern Vormittag in New York mit einer Schweigeminute der Staatenvertreter aus aller Welt eröffnet. UN-Generalsekretär Kofi Annan erinnerte daran, dass die UNO nach dem Zweiten Weltkrieg als Antwort auf „das Böse des Nationalsozialismus“ gegründet wurde. Anlass war der 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

Außenminister Joschka Fischer sagte vor der UN-VV, aus der „historisch-moralischen Verantwortung“ Deutschlands für den Holocaust erwachse die Verpflichtung, jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen. Ein „entscheidender Indikator“ für den Zustand der deutschen Demokratie sei es, ob sich die jüdischen Bürgerinnen und Bürger und ihre Gemeinden sicher und zu Hause fühlten. In einer Rede vor dem Internationalen Auschwitz-Komitee will Bundeskanzler Gerhard Schröder heute seine „Scham über den Holocaust“ bekunden.

In Großbritannien will der Muslimrat die Feiern zum Holocaust-Gedenken in Westminster Hall boykottieren. Generalsekretär Iqbal Sacranie erklärte, die Veranstaltung schließe nicht die „fortdauernden Menschenrechtsverletzungen und den Völkermord an den Palästinensern ein“, schrieb der Daily Telegraph.

In Moskau hat eine Gruppe nationalistischer Duma-Abgeordneter gefordert, jüdische Organisationen zu verbieten. In einem offenen Brief forderten die Verfasser die Staatsanwaltschaft auf, alle jüdischen Vereinigungen auf deren vermeintlich extremistische Aktivitäten hin zu überprüfen, berichteten russische Medien gestern.