Kleine Fluchten in Serie

Das September Collective, im Westwerk zu Gast, verwebt musikalische Moleküle zu einer neuen Melange

Das September Collective, das jetzt im Westwerk gastiert, besteht aus der so genannten „Berliner Elektronik-Chanteuse“ Barbara Morgenstern, dem Düsseldorfer Musiker Stefan Schneider und dem Warschauer „Laptop-Improvisationskünstler“ Paul Wirkus. Nach einer gemeinsamen Tour durch Polen haben die Musiker jetzt ein Album mit insgesamt zehn Titeln aufgenommen; normalerweise werden die zu Ausstellungs-Vernissagen gespielt.

Die Elemente dieser Minimal-Musik sind vielfältig: kurze Scratches, Rauschen, Synthie-Loops, serielle Rhythmusstrukturen, Zerrbilder einzelner Töne und kleine Störungen. Dennoch wirkt das Ergebnis sehr warm, homogen, harmonisch und überhaupt nicht konstruiert. Außerdem ist es eine ungeheure Menge an metaphorischen Eisenspänen, die einem da entgegenblinzelt. Denn von den hundert verwandten Kleinst-Melodien kommt keine „heil“ am Ziel an. Es verhält sich vielmehr so, dass nach einer kurzen Skizze bzw. Anfahrt zum harmonischen Wiedererkennungswert dieser zerbrochen, umgeleitet, abgestellt, einzementiert und in den Fluss jenseits des bisher Bekannten geworfen wird, wo er dann gründlich Fuß fasst. Das Instrumentarium dominiert dabei keineswegs als mächtiger Klangkörper, der sich selbst feiert. An seiner Statt ziehen fragile, halb fertige Montagen von einem flüchtigen Bild ins nächste, das sich seinerseits verflüchtigt. Etwas Fertiges entsteht so nicht; hängen bleibt, was sich vage hält. Der rote Faden dieses Puzzles schlängelt sich durch Titel wie „schneller urlaub“, „welsclub“ und „am viadukt“.

Sowohl Electronica-Fans als auch Freunde von Brian Enos Ambient-Musik werden an diesem Abend im Westwerk auf ihre Kosten kommen. Das Electronic Avenue Studio schneidet diesen Auftritt übrigens mit. CK

Fr, 28. 1., 20 Uhr, Westwerk