: Störenfried Mensch
Gutachten für Bürgerinitiative: Neubaugebiet in Wohldorf-Ohlstedt gefährdet Naturschutzgebiet
Während die Gutachten des Senats noch unter Verschluss sind, hat die Bürgerinitiative Wohldorfer Wald jetzt ein eigenes Gutachten zu dem geplanten Neubaugebiet an der Hoisbütteler Straße in Wohldorf-Ohlstedt vorgelegt. Der Landschaftsplaner Arno Dormels und der Tierökologe Micha Dudek kommen darin zu dem Schluss, dass beim Bau der 250 Wohnungen „tief greifende Auswirkungen auf das Plangebiet und seine Umgebung nicht auszuschließen“ seien. Schon eine geringe Senkung des Grundwasserspiegels könne zur Zerstörung seltener Lebensräume führen. Überdies würden die erholungssuchend durch den Wald trampelnden Neubürger sensible Arten vertreiben.
Der Senat teilt diese Bedenken nicht: Es seien „keine erheblichen Beeinträchtigungen der Hydrogeologie beziehungsweise der Erhaltungsziele des Natura-2000-Gebietes ‚Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald‘ zu erwarten“, teilte er kürzlich dem GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Christian Maaß mit. Die Details will Oberbaudirektor Jörn Walter am 4. Februar im Ohlstedter Gymnasium erläutern.
Die Gutachter der Bürgerinitiative weisen auf die Folgen hin, die ein Sinken des Grundwasserspiegels hätte: „Erlen- und Eschenwälder der Auen sind bei wiederholten sommerlichen Grundwasser-Flur-Abständen unter zehn Dezimetern vermutlich nicht mehr existenzfähig.“ Die besondere Krautschicht der Sumpfwälder würde vom 08/15-Kraut gängiger Laubwälder (Brennnessel, Brombeere) verdrängt. Weil im Baugebiet der Boden versiegelt und mit Entwässerungskanälen versehen werde, ändere sich die Arten-Zusammensetzung der Knicks.
Die Hecken würden von den vielen neuen Menschen vermüllt. Mit den Menschen kämen Tier- und Pflanzenarten wie die Wanderratte oder Gartenpflanzen, die die angestammten Arten verdrängten. Ständig im Wald spazierende Menschen störten Neuntöter und Wachtelkönig so sehr, dass diese möglicherweise nicht mehr hier brüten würden.
Nicht nur der Wohldorfer Wald allein sei wertvoll, sondern auch die offene Landschaft südlich davon, in die die Siedlung hineingebaut werden soll. „Der Wert liegt im Übergang, in der Kombination von beiden“, schreiben die Gutachter. Sie schlagen vor, auf die Siedlung zu verzichten und das Gebiet, das „eine unvergleichliche, nicht umgehungsfähige, nicht ersetzbare Verbindung zwischen wertvollen Naturschutzflächen“ darstelle, stattdessen ökologisch aufzuwerten. Gernot Knödler