: Wirtschaftskrise schont Schönefelder Ohren
SCHÖNEFELD []Um sich gegen den Lärm zu schützen, erhalten Gemeinden am künftigen Flughafen BBI Millionen aus dem Konjunkturprogramm. Betreiber loben ihren Flughafen derweil als Jobmotor
FLUGHAFENCHEF RAINER SCHWARZ
Sechs Gemeinden im Umfeld des künftigen Flughafens BBI in Schönefeld bekommen 4 Millionen Euro für den Ausbau und den Lärmschutz von Kitas und Schulen, teilte die Brandenburger Landesregierung am Dienstag mit. Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) sagte, dabei gehe es um einen Interessenausgleich für Lärmbelastungen. Das Geld stamme aus dem Konjunkturpaket II von Bund und Land, das die Folgen der Wirtschaftskrise abfedern soll.
Die Gelder fließen nach Blankenfelde-Mahlow (1,8 Millionen Euro), Schulzendorf (760.000), Eichwalde (770.000) sowie Großbeeren, Schönefeld und Ludwigsfelde (je 90.000 Euro). „Die Gemeinden werden nicht allein gelassen“, sagte Dellmann. Er sprach von einem Nachteilsausgleich etwa für Kommunen, die durch den wachsenden Flugbetrieb belastet würden.
Eine davon ist Blankenfelde-Mahlow. „Bisher haben wir jährlich rund 68.000 Überflüge, später sollen es bis zu 400.000 sein“, sagte Bürgermeister Ortwin Baier (SPD). Seine Gemeinde mit rund 25.000 Einwohnern will die 1,8 Millionen Euro für einen Ersatzbau für die Kita „Wirbelwind“ verwenden. Diese liegt Baier zufolge bislang in einem Gebiet, das stark vom Lärm betroffen ist. Das Dilemma sei aber, dass die künftigen Flugrouten noch nicht feststehen, klagte der Bürgermeister. Daher könne auch kein neuer Standort festgelegt werden. Auch die Zukunft der übrigen Kitas und Schulen mit insgesamt 4.500 Kindern und Jugendlichen bleibe unsicher. „Bei einer vollständigen Verlagerung aller Einrichtungen sind wir schnell bei 100 Millionen Euro.“
Als Jobmotor beweist sich der BBI einer Studie zufolge indes längst: Die Zahl der direkten Arbeitsplätze auf den Flughäfen Tegel und Schönefeld stieg zu Jahresbeginn auf 17.785, teilte die Betreibergesellschaft mit. Das waren 2.266 Stellen mehr als bei einer vorangegangenen Erhebung 2006. Einbezogen sind jeweils Firmen mit Sitz außerhalb der Airportgelände wie Call-Center oder Anbieter von Bordverpflegung. Insgesamt sind laut Studie 40.400 Arbeitsplätze direkt und indirekt von den Flughäfen abhängig, 3.100 mehr als bisher angenommen. Flughafenchef Rainer Schwarz sagte, seit 2006 seien jeden Tag zwei neue Arbeitsplätze entstanden. Die Flughäfen seien die zweitgrößte Arbeitsstätte der Region nach der Deutschen Bahn. Größter Arbeitgeber der Branche ist der Lufthansa-Konzern.
Das Milliardenprojekt BBI bleibe ein sehr wichtiger Faktor für die Wirtschaft, sagte auch der Kölner Verkehrswissenschaftler Herbert Baum, der im Auftrag der Flughäfen eine Studie von 2005 aktualisierte. Dabei wird zugrunde gelegt, dass die aktuelle Konjunkturkrise in der Luftfahrt nur eine vorübergehende Delle verursacht. (dpa, taz)