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Archiv-Artikel

Meisner predigt gegen Grundgesetz

betr.: „Meisner will die andere Wange hinhalten“, taz vom 21.1.2005

[...] Die Aussagen von Kardinal Meisner, die auf Friedfertigkeit hinzielten („die andere Wange hinhalten“, „Feindesliebe“) haben Sie in Ihrem Kommentar in den Mittelpunkt gerückt. Leider hat Meisner diese Aussagen, die gut zum Weltfriedenstag gepasst hätten, an anderer Stelle seiner Rede stark relativiert, um nicht zu sagen in Frage gestellt: „Und selbst, wo Gewalt angewendet werden müsste, muss es als Ultima Ratio geschehen, das Böse in das Gute zurück zu führen, aus dem Negativen das Positive zu machen“. Wenn das der gute Ghandi hören könnte, auf den sich der Kardinal in den Sätzen davor berufen hatte! Hat Gott und in seinem Namen Kardinal Meisner hier doch klammheimlich militärische Gewalt abgesegnet? [...]

Andere größere Angriffsflächen, die Kardinal Meisner mit seiner Rede bietet, sehen wir zum Beispiel in folgenden Aussagen:

a) „gespaltene Völker, gespaltene Welt, gespaltene Christenheit auf Grund der Gottlosigkeit der Welt“ (Abschnitt 1): Das ist eine Unterschätzung der Gefahren, die heute durch den Kapitalismus und seine Globalisierung entstehen. Das bedeutet auch, den Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche (zum Beispiel „Weltjugendtag“ statt „katholischer Weltjugendtag“) nicht zu hinterfragen.

b) „soziale Würde ist ein Götze“ (Abschnitt 2): Das ist gegen die Charta der Menschenrechte und gegen das Grundgesetz gerichtet.

c) „weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber müssen um ihre sogenannten Rechte kämpfen“ (Abschnitt 3): Das ist wirklich stark. Der Kardinal möchte den unhaltbaren Zustand, der in den kirchlichen Einrichtungen besteht, auf alle anderen (kommunale, staatliche, private) Bereiche ausdehnen, d.h. das Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht aushebeln. Das wird ihm Beifall der konservativen Politiker und der Konzernoberen bringen. UTA MADER, KLAUS SIMON, Köln

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