: Zu warm und zu kalt
AWI sorgt sich um Klima: Langzeittests beweisen Erwärmung der Nordsee. In der Arktis ist Ozon bedroht
bremen taz ■ Wer glaubt, dass es immer wärmer wird, kann sich jetzt durch das Alfred-Wegener-Institut bestätigt sehen. Um 1,1 Gad Celsius ist die Wassertemperatur der Nordsee in den vergangenen 40 Jahren gestiegen, das hat die Auswertung von Langzeit-Datensätzen der AWI-Außenstelle auf Helgoland ergeben. Meereis, das bis in die 1940er rund alle zehn Jahre auftauchte, wurde in den letzten 60 Jahren nur ein einziges Mal beobachtet: 1963. Und die Häufigkeit der Arten sei deutlich verändert: Hummer und Kabeljau sind seltener geworden, einige Algen und europäische Auster verschwanden ganz. Andere Arten wie der Taschenkrebs nahmen zu oder traten neu auf. Dazu zählen insbesondere Arten, deren Lebensraum bisher weiter südlich im Atlantik lag – weitere Indikatoren für die Erwärmung.
Während sich die AWI-Experten einerseits die langfristige Erwärmung beobachten, sorgen sie sich derzeit auch um Kälte. Gemeinsam mit Experten aus ganz Europa haben AWI-Forscher gestern vor verstärktem Abbau der Ozonschicht in der Arktis gewarnt. Der Grund: die Rekordkälte von unter minus 85 Grad Celsius, die in diesen Wochen in der entscheidenden Schicht in 20 Kilometer Höhe häufig herrscht. Wenn es so kalt bleibt, fürchten die AWI-Forscher „außergewöhnlich schwere Ozonverluste“. Denn dann „werden die normalerweise harmlosen Abbauprodukte der vom Menschen freigesetzten Fluorchlorkohlenwasserstoffe und Halone in ein gefährliches Gemisch aus Radikalen verwandelt, welches das Ozon zerstört, sobald nach der Polarnacht die Sonne wieder in die Arktis zurückkehrt.“ Erste Hinweise darauf gebe es. Im bisherigen arktischen Rekordwinter 1999/2000 wurden lokal bis zu siebzig Prozent Ozon zerstört, was die Dicke der Ozonschicht um bis zu dreißig Prozent reduzierte. sgi