flasche leer
: Keine Nostalgie

Dass ein Bielefelder Pizza-Onkel nicht viel mit Dortmunder Biertradition anfangen kann, war schon bei der Übernahme von Brau und Brunnen durch Oetker vor einem Jahr klar. Dennoch trifft es die Stadt auch nach einem Jahr Vorbereitung hart, dass mit der Brinkhoff-Brauerei ein weiteres alteingesessenes Unternehmen dicht gemacht wird. Mit den Arbeitsplätzen geht Tradition verloren – und der Stadt ein ehemals potenter Partner.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Wie ThyssenKrupp mit dem dortmund-project soll auch Brau und Brunnen der Kommune ein Abschiedsgeschenk überlassen: Das Viertel um die ehemalige Union-Brauerei soll, so haben es die Manager noch im Sommer versprochen, zum neuen Schmuckstück der Innenstadt aufgehübscht werden. Doch ob Oetker dafür tatsächlich Geld locker machen wird, ist mehr als fraglich.

Chefmanager Ulrich Kallmeyer hat gestern bewusst deutlich gemacht, dass Oetker andere Prioritäten sieht, als der ehemaligen Bierkapitale aus Nostalgie unter die Arme zu greifen. Im Gegenteil: Marktbereinigung geht vor Standortsicherung. Die Preise für Bier sind ihm zu niedrig, also werden Kapazitäten reduziert. Die Brauerei in Lütgen-dortmund soll lieber vergammeln, als an einen Konkurrenten übergehen – Pech für die Stadt. Es ist wahrscheinlich, dass Oetker im Fall des U-Viertels ähnlich rücksichtslos verfahren wird. Um im Bild von Oetker zu bleiben: Für die hoffnungsfroh-naivem Dortmunder gibt es Mandelbitter, keinen Zuckerguss.