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Archiv-Artikel

DIE STATISTIKER

„Die Erwartungsblase platzt“

Dr. Klaus Abberger (37), Bereichsleiter Unternehmensbefragungen, ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

„Für den Geschäftsklimaindex befragen wir regelmäßig Unternehmen. Wir führen keine persönlichen Interviews, sondern verschicken Fragebögen. Es geht dabei um Erträge, Gewinne, Nachfrage. Das sind zunächst einmal Zahlen, bei den Stimmungen handelt es sich eher um eine Restkomponente. Grundsätzlich haben Stimmungen eher einen geringen Einfluss. Allerdings zeigt unser Index durchaus an, wenn die Stimmung kippt, und dies sogar mit Vorlauf. Anfang 2002 etwa gab es eine regelrechte Erwartungsblase, die wenige Monate später wieder zerplatzte. Im Moment befinden wir uns in einer Aufschwungphase, allerdings kann man nicht von einem Kippen der Stimmung sprechen. Im Herbst noch waren die Aufträge zurückgegangen, nun haben wir es mit einer moderaten Wachstumsrate zu tun. Ein Grundproblem ist jedoch die mangelnde Investitionsfreude, es fehlt an Unternehmensgründern – mit kurzfristigen Stimmungsschwankungen hat das allerdings nichts zu tun.

Stimmungen spielen beim Konsumverhalten durchaus eine Rolle, aber eigentlich ist auch dieses eher von Realitäten geprägt. Wenn die Menschen sparen, dann tun sie dies vielleicht aus Angst, doch diese Angst ist ja durchaus real, zum Beispiel aus Angst, im Alter nicht genug Geld zur Verfügung zu haben. Im Übrigen ist die Sparquote hoch, ja, aber das war sie in Deutschland immer schon. Ist das Sparen also Anzeichen einer Depression oder Ergebnis einer realistischen Einschätzung? Wahrscheinlich beides.

Natürlich versuchen Verbände oder Politiker, Stimmungen zu erzeugen, aber Stimmung ist nicht losgelöst von der harten Realität: Wie voll ist mein Geldbeutel?“