: Ein Badeschiff vor Entenwerder
STADTENTWICKLUNG CDU will Elbpark mit Freizeitangeboten beleben und Geld für ein Entwicklungskonzept locker machen. Stadtteilinitiative will beteiligt werden
VON GERNOT KNÖDLER
Der Unternehmer Thomas Friese findet, der Ort sei was ganz Besonderes. Nicht einmal in New York habe er Ähnliches gefunden. Friese steht auf einem ehemaligen Zollponton, der an der Halbinsel Entenwerder gleich hinter den Elbbrücken festgemacht ist. Der Strom verbreitet eine brackige Schwüle. Auf dem gegenüberliegenden Ufer stehen Silos mit Förderbrücken, eine Schleuse, Schuppen und Boote mit ungewissem Schicksal.
Frieses Ponton ist über einen wenig Vertrauen erweckenden Steg zu erreichen. 2007 hat er die Architektur-Box, die im letzten Architektur-Sommer an der Lombardsbrücke stand, nach Entenwerder schleppen lassen. Seither überlegt er, was sich alles aus dem abseits gelegenen Park auf der Halbinsel machen ließe. Seine Ideen reichen von einem schwimmenden Freibad über begehbare Kunstwerke bis zu einem Elbtreppen-Café. Ein paar CDU-Bürgerschaftsabgeordnete unter Führung von Rüdiger Kruse finden seine Ideen so gut, dass sie eine Million Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm 2010 beantragen wollen, um sie auf den Weg zu bringen. Darin enthalten sind vor allem Planungskosten, aber auch Geld für die Infrastruktur.
Der Elbpark Entenwerder ist die jüngste größere Grünanlage der Stadt. 1997 freigegeben, dient er als Naherholungsgebiet für Rothenburgsort. Je mehr sich die Hafencity Richtung Elbbrücken entwickelt, desto interessanter wird der 19,5 Hektar große Park auch für den neuen Stadtteil. Bei der Stadtentwicklungsbehörde ruht ein Plan, die Halbinsel mittels einer Fußgängerbrücke direkt mit der Hafencity zu verbinden. Mit dem Fahrrad ließe sich von hier aus rasch in die Innenstadt gelangen.
Heute besteht der Park aus einer baumumsäumten Wiese. Abseits davon gibt es ein flaches, kreisrundes Atrium für Veranstaltungen. Hier gehen die Leute spazieren, joggen und den Hund ausführen. Frieses Meinung nach könnte das weitaus mehr sein. Für sein geistiges Auge bietet die Wiese Platz für einen Skating-Park, der nach US-Vorbild einem echten Stadtplatz nachempfunden wäre, für einen kleinen Golf-Übungsplatz und skulpturale Pavillons. Mit Skating-Anlagen hat Friese Erfahrung: Er betreibt das i.skateland in der Spaldingstraße.
Die Ponton-Anlage vor der Halbinsel soll durch eine denkmalgeschützte Wassertreppe, die gegen Proteste aus dem Stadtteil in der Billwerder Bucht abgebaut wurde, sicher mit dem Land verbunden werden. Die Pontons will Friese mit einem Goldenen Pavillon aus Lochblech bereichern, den er von einer Ausstellung in Münster akquiriert hat. Er soll als Stützpunkt für die Segelkurse dienen, die Friese benachteiligten jungen Leuten anbieten will und als Kunstwerk besichtigt werden können. Das sei ein Objekt „wo man reingeht und gläubig wieder rauskommt“, sagt Friese voller Begeisterung.
In das Ufergebüsch will er Schneisen schlagen lassen, so dass die Leute vom Park auf die Elbe schauen können. „Es geht um die Öffnung der Elbe“, sagt Friese. „Das ist wie die Inszenierung eines Theaterstücks.“ Dazu soll auch ein Ponton mit einem Schwimmbad vor dem Ufer gehören, der aber erst noch finanziert werden muss, wie die meisten der Ideen.
Konkreter ist der Plan, „Elbterrassen“ zu bauen – eine Mischung aus Beachclub und Gartenrestaurant, für die Friese den Beachclub-Betreiber Stephan Kolba gewinnen konnte. Um Publikum heranzuschaffen, soll die Maritime Circle Line, die die verschiedenen Museen im Hafen anfährt, auch hier anlegen.
„Wir haben hier ein Team, das bereits in der Vergangenheit bewiesen hat, dass es etwas umsetzen kann“, sagt der CDU-Abgeordnete Kruse mit Blick auf Kolbas Expertise und Frieses Erfahrungen. Die Skating-Halle ist nur eine Nebenbeschäftigung von Friese, der das Bekleidungsgeschäft Thomas-I-Punkt in der Mönckebergstraße betreibt.
Knud Siggelkow von der Itiative Hamburgs Wilder Osten findet einige von Frieses Ideen interessant – sie seien aber nur vage bekannt. Siggelkow erwartet, „dass die vorgestellt werden und man darüber reden kann“. Der Stadtteil dürfe nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.