KONZERT : Absolut freie Kammermusik
Stark müssen die Gefühle sein, damit man tief in die Musik eindringen kann, ist Bobo Stenson überzeugt. Davor steht aber die Offenheit für das, was um einen herum geschieht. „Wenn ich eine Melodie mag, dann spiele ich sie auch“, sagt der Schwede, der seit langem zu den besten Jazzpianisten Europas gezählt wird. Vor drei Jahren erst wurde er als Musiker des Jahres mit dem European Jazz Prize ausgezeichnet. Dabei ist es dem Stilisten mit dem detailreichen lyrischen Spiel egal, ob die Melodie aus dem Jazz, der Klassik oder der Volksmusik stammt. Standards wie „Love, I’ve Found You“ hat Stenson genauso im Repertoire wie Alban Bergs „Liebesode“ und „Die Nachtigall“ oder Adaptionen von Eissler-Stücken. Das ist es auch, was Stenson so sehr an Ornette Colemans Musik schätzt: die absolute melodische Freiheit, die sie ihm gibt, die Ziele sind nicht so festgesteckt. Und genau deshalb spielt auch die Improvisation in der Gruppe so eine zentrale Rolle. Dem freien Spiel lässt Stenson viel Platz. Gerade auch der möglichen Zwischenräume wegen: „Freie Kammermusik“, nennt Stenson das. MATT
■ Do, 11. 6. + Fr, 12. 4., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstr. 120