Kunstrundgang : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Live Cinema, Klangkunst oder Clubenviroment – die Audiovisualität ist gerade Talk of the Town. Im club transmediale in der Maria reichte das Repertoire vom Experimentalfilmpionier Walther Ruttmann und endete beispielsweise in der Nacht mit brillianten Visuals von Egbert Mittelstedt. Mal zeigt Mittelstedt endlose weite norwegische Fjorde, mal die Enge urbanen Lebens. Dazu lässt er Videoaufnahmen von einem Motorboot, das über nordische Gewässer prescht, von rechts nach links über die Leinwand fließen. Dabei zerteilt er sie scheinbar in drei Teile: die äußeren Drittel als Standbilder, erzeugt in dem Moment, wo der Film ins Sichtfeld gleitet – das mittige zeigt den Ausschnitt des Motivs in der ursprünglichen, bewegten Fassung. In der nächsten Sequenz ist eine Metro-Station ins Unendliche gedehnt und verzerrt zu sehen, sodass man sich nicht mehr sicher ist, ob die Bilder real oder generiert sind. Doch die Technik verblüfft nur einen Moment und tritt schnell hinter den eigenen Assoziationsketten über Mobilität und Zeit zurück. In der Lounge der Maria entspannt man währenddessen vor täglich wechselnden, floralen Tapeten. Ob aus Webseiten generierte Wälder mit Sounds oder sich weich wogende minimale Blumenwiesen, selten sind Clubräume in einer solch ausbalancierten Atmosphäre zu finden. Nicht zu kühl, nicht zu kitschig – immer sehenswert. In der Parochialkirche ist derweil eine interaktive Klanginstallation der Holländer Marnix de Nijs und Edwin van der Heides zu bestaunen. „Spatial Sounds (100 dB at 100 km/h)“ ist ein ausladender Lautsprecherarm, der auf die Menge der Menschen reagiert, die sich ihm nähern. Je mehr BesucherInnen an ihn herantreten, desto schneller und vor allem lauter kreist und brüllt das Tier. Vom Hundilein zur Bestie in nur wenigen Sekunden. Beeindruckend!