: Das Klima retten
betr.: „Wirtschaft will den Atomausstieg kippen“, taz vom 3. 2. 05
Die Forderung der Energiewirtschaft nach einem Weiterbetrieb der AKW, die durch FDP- und CDU/CSU-Politiker unterstützt wird, wird vorrangig mit Klimaschutz begründet, da Atomstrom vermeintlich CO2-frei produziert wird. Dieses Argument ist haltlos und irreführend. Untersuchungen zeigen, dass die Behauptung, die Atomkraft emittiere kein CO2, falsch ist! Summiert man nämlich alle energieaufwändigen und damit CO2-emittierenden Prozesse zur Erzeugung von Atomstrom (Prospektion und Schürfung der Uranerze, deren Aufbereitung und Transporte, verfahrenstechnische Trennung und Anreicherung, Errichtung der notwendigen atomtechnischen Anlagen etc.) und berücksichtigt man auch noch den erforderlichen Energieaufwand durch die Folgeprozesse: WAA, Konditionierung des Atommülls, Zwischenlagerung und Endlagerung, so übertrifft die damit verbundene CO2-Emission sogar den CO2-Ausstoß von mit fossilen Energieträgern betriebenen Kraftwerken.
Um das Klima zu retten, muss so schnell wie möglich die Verbrennung von Öl, Kohle und Gas unterbunden werden. Eine Rettung mittels Atomenergie ist jedoch unmöglich. Der Ersatz von Öl, Kohle und Gas durch Atomenergie erfordert den Zubau von mehr als 10.000 Atomkraftwerken. Ein solches Unterfangen hieße den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: Zum Klimakiller CO2 käme dann verstärkt der Lebenskiller Radioaktivität durch Störfälle, Havarien und durch genehmigte Ableitungen von Radionukliden hinzu.
Um auch nur 10 Prozent der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas bis zum Jahr 2050 zu ersetzen, müssten bis zu 1.000 neue Atomkraftwerke errichtet werden. Die Vertuschung der o. g. Fakten bei energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Entscheidungen ist angesichts der tödlichen Folgen für Mensch und Umwelt ein Verbrechen. ROLF BERTRAM, Göttingen
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