: Erste Brasilianerin im deutschen Fußball
Rozeira de Souza Silva alias Christiane verstärkt den Angriff von Turbine Potsdam, Meister in der Frauen-Bundesliga
Erfahrungen mit brasilianischen Kickern haben deutsche Klubs reichlich gesammelt. Hertha BSC etwa mit den millionenteuren Fehleinkäufen Alex Alves und Luizao; oder mit Marcelinho, dem Mittelfeldspieler mit einem 1,8-Millionen-Jahressalär, der gerade mehr um seine Schulden herum als mit dem Ball dribbelt. Brasilianer und Bundesliga – das ist ab und an ein heikles Thema.
Vielleicht machen’s Brasilianerinnen besser. Turbine Potsdam, Meister und Pokalsieger, verpflichtete kürzlich die auf den Künstlernamen Christiane hörende 19-jährige Rozeira de Souza Silva. Trainer Bernd Schröder glaubt, dass die erste Brasilianerin, die in der Frauen-Bundesliga spielen wird, die erwünschte Verstärkung ist, um die Titel erfolgreich zu verteidigen und erstmals im Uefa-Cup das Finale zu erreichen. Schließlich passe sie charakterlich zum Team. Schröder ist von Christiane sogar so überzeugt, dass er nicht mal auf ein Probetraining mit ihr bestand. Er beobachtete das Ausnahmetalent intensiv am Fernseher, bei der U-19-Weltmeisterschaft, die im November 2004 in Thailand stattfand. Die kopfballstarke Spielerin hat den Coach vielleicht auch deshalb überzeugt, weil Turbine in der Offensive noch eine gute Linksfüßlerin benötigt und momentan die Abteilung Angriff von Verletzungen gebeutelt wird.
Ende Januar war Christiane dann nach Potsdam gereist, um persönlich den Vertrag auszuhandeln. Dem Vernehmen nach war sie unter anderem sehr angetan von Potsdams historischem Ambiente, und so einigten sich beide Parteien auf einen Vertrag mit eineinhalbjähriger Laufzeit.
Ganz so reibungslos verlief Christianes Verpflichtung dennoch nicht. Noch Mitte Januar gab es bei Turbine lange Gesichter, weil auf die offizielle Anfrage zwecks Verpflichtung der Nationalspielerin keine Antwort vom brasilianischen Fußballverband kam. Vertragspoker war wohl der Grund, mochte die brasilianische Seite sich doch mehr für Christiane versprochen haben. Statt eines unterschriftsreifen Vertragsangebots hatte Turbine nur eine Einladung an Christiane gefaxt. Auch ist das Budget des Vereins auf Wohnung, Sponsorenauto und ein niedriges vierstelliges Monatsgehalt begrenzt. Offensichtlich fand die Stürmerin die Offerte trotz des nicht so üppigen Salärs dennoch reizend genug, was sicherlich auch ein Grund war, warum sie den Charaktercheck bestand.
Für Christianes sozialen Halt soll jedenfalls Freundin Paula sorgen, die ebenfalls letzten Sonntag aus dem Flieger stieg. Die nötige deutsche Sprachkompetenz soll ihre brasilianische Landsmännin Renata Jatoba Richter vermitteln, die Deutsch sprechende Schwiegertochter des Potsdamer Leichtathletik-Cheftrainers Axel Richter. Das hört sich doch alles rund an, und wenn noch rechtzeitig die Spielgenehmigung des brasilianischen Verbands einflattert, könnte Christiane schon morgen beim Bundesliga-Nachholspiel gegen den FSV Frankfurt zum Einsatz kommen. Marcus Vogt