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Archiv-Artikel

Wohlfeiler Klamauk

Politisch wie komödiantisch fragwürdig: „Bei Emmy Göring zum Tee“ im Polittbüro

Draußen haben die Polittbüro-Betreiber ihre Position im juristischen Streit um Bei Emmy Göring zum Tee plakatiert. Im Saal liegen derweil schriftliche Entgegnungen der Stückmacher aus, und aus den Lautsprechern tönen die größten Heino-Hits.

Dessen notorisch rollendes R nimmt vieles vorweg von den Deutschtums-Versatzstücken, wie Emmy Göring – gespielt von Frau Emmi (Christoph Dompke) – sie im Folgenden zur Schau stellen wird. Sie und ihr Partner Herr Willnowski (Christian Willner) in der Rolle des Kriegsgefangenen Valentin, Autor Mirko Bott und Regisseur Marcus Lachmann wollen mit ihrer Farce um den Geburtstag der Reichsfeldmarschallgattin „die Nazi-Größen von ihrem Sockel herunterholen und der Lächerlichkeit preisgeben“. So jedenfalls gab es Bott an gegenüber dpa und überhaupt jedem, der es hören wollte.

Es krankt freilich das ambitionierte Unterfangen, welches man ihnen – bei aller Fadenscheinigkeit und Nähe zum andernorts gepflegten Irgendwann-muss-es-ja-auch-mal-gut-sein-Geschwätz – wohlwollend eben noch zubilligen möchte, an so manchem: Als hätten sie ihrer vermeintlichen Kühnheit selbst nicht recht vertraut, wird aufs Wohlfeilste an die Reflexe eines – zumal anspruchslosen – Kabarettpublikums appelliert: Da erhält die Göring dann Anrufe des „Führers“ aus – wo sonst? – Südamerika, das Geld kommt von der hessischen CDU, die Glückwunschkarten von Filbinger, Hupka (und Heino).

Wer das abgeschmackt findet, dem sei gesagt: Besser wirds selten, Lacher sind rar. Da zählten die Scharmützel, die sich Bühnenpersonal und grollende Hausherren lieferten – ob die Licht- und Tonfehler wirklich technischen Defekten geschuldet waren, bleibt unklar – noch zu den Höhepunkten einer durch allen vorangegangenen Tumult unnötig geadelten Veranstaltung. Alexander Diehl