: Was sagen die Außerirdischen?
Die Krise des Joseph Fischer ist eine weltweite Weltkrise. Der Wahrheit-Leitartikel
Der weit über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus weltberühmte Weltbundesaußenminister Joseph Fischer ist in einer existenziellen Krise. Eingedenk der dem beliebtesten Politiker der zivilisierten Welt innewohnenden Bedeutung für die Grüne Partei, für die deutsche Joggingbewegung, für die Bundespressekonferenz in Berlin, für Deutschland sowieso, für den Rest der Welt, nicht zuletzt aber für Joseph Fischer, also für sich selbst ganz allein, muss man zweifellos feststellen: Die Krise Joseph Fischers ist eine Weltkrise. Also „Welt“ bis jetzt immer nur im Sinne von „Erde“. Dass sich auch außerirdische Intelligenzen zu dem Thema gemeldet haben, ist zwar wahrscheinlich, mir aber nicht bekannt. Sobald ich was höre, sage ich sofort Bescheid.
Derzeit muss ich hier noch die terrestrischen Fakten zusammenhubern. Die sind aber aufschlussreich genug. Erstens: Joseph Fischer musste sich persönlich zu einer persönlichen Erklärung bis in die muffigsten Niederungen Berliner Pressezimmer herabwürdigen. ER, der – seiner Bedeutung entsprechend – allenfalls mit in seinem mittlerweile wieder beachtlichen Windschatten segelnden, überregionalen Edelfedern verkehrt, wurde genötigt, sich vor unbedeutenden Menschen aus deutschen Regionalblättern zu rechtfertigen. Ein unwürdiges Spektakel: Der Autodidakt unter den deutschen Polit-Aristokraten hält Hof, und noch der letzte Dorfköter wird hereingelassen und darf dazwischenkläffen.
Zweitens, der Vorfall an sich, die so genannte Visa-Affäre: Hat man es je erlebt, dass der hauptberuflich mit der Rettung des Weltfriedens, mit der Totalrenovierung des europäischen und des transatlantischen Bündnisses sowie mit der Wiedervereinigung der Vereinten Nationen voll ausgelastete Exmarathonläufer Joseph Fischer sich mit einem derartigen Pipi-Thema auch überhaupt nur ansatzweise beschäftigen musste? Gibt es ein sichereres Indiz für den Niedergang dieses Mannes, der nicht nur mit Claudia Roth und Kofi Annan per du ist, sondern darüber hinaus auch schon mal mit Condoleezza Rice Kaffee trinken war?
Die Antwort ist leider „ja“, denn drittens beweisen zwei unscheinbare Meldungen der vergangenen Tage, dass die Weltkrise Joseph Fischers ihren provinziellen Höhepunkt nicht nur erreicht, sondern schon überschritten hat. Was kann einem deutschen Politiker Schlimmeres wiederfahren, als dass Bundeskanzler Gerhard Schröder ihm demonstrativ den Rücken stärkt und öffentlich erklärt, er stütze seinen Stellvertreter? Höchstens noch, dass ein nordrhein-westfälischer Oppositionspolitiker namens … äh … Jürgen Rüttgers verbreiten lässt, er wolle ihn – den Visa-Affären-Ausweis-Minister-Fischer – zum Mittelpunkt eines Regionalwahlkampfes machen. Tja – und das hat Herr … äh … Jürgen Rüttgers dann jetzt auch getan.
Damit ist die Grenze des Zumutbaren endgültig erreicht. Joseph Fischer sollte die Zeichen deuten und die Konsequenzen ziehen. In seinem eigenen Interesse, mit anderen Worten: der Welt zuliebe. FRITZ ECKENGA