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Archiv-Artikel

Bei Asia Pulp & Paper sehen Grüne rot

Greenpeace deckt illegalen Holzschlag in China auf. Der global agierende Konzern ist bereits als Regenwaldvernichter aus Indonesien bekannt

BERLIN taz ■ Asia Pulp & Paper (APP) mit Sitz in Singapur ist einer der größten Papierkonzerne der Welt. Aus seinen 14 Fabriken in Asien liefert der Konzern unter diversen Namen Papier in über 60 Länder. Erst kürzlich nahm APP in Yangpu auf der südchinesischen Insel Hainan eine neue Zellstofffabrik in Betrieb. Um sie mit dem Rohstoff Holz zu versorgen, hatte der Konzern 2002 mit der Regierung der südchinesischen Provinz Yunnan den Bau einer großen Eukalyptus-Plantage vereinbart. Doch wie Recherchen von Greenpeace China ergaben, waren 42 Prozent der 183.000 Hektar großen Plantage bewaldet, so dass APP für seine Monokulturen erst den kostbaren natürlichen Wald abholzen musste. Dafür hatte APP keine Erlaubnis. Greenpeace China schlug erfolgreich Alarm.

Aus Indonesien ist APP längst als skrupelloser Regenwaldvernichter bekannt. Allein auf Sumatra zerstörte der Konzern, der von der chinesischstämmigen indonesischen Wijaya-Familie kontrolliert wird, nach Angaben von Robin Wood 300.000 Hektar Regenwald. In der Provinz Riau auf Sumatra betreibt der Konzern die Papier- und Zellstoffmühle IndahKiat. Das für ihren Betrieb benötigte Holz besorgt sich der Konzern nach Schätzungen von Umweltschützern zu 75 Prozent aus illegalem Einschlag. Für den Konzern ist es günstiger, Holz illegal zu einzuschlagen oder solches Holz aufzukaufen als es in eigenen Plantagen heranzuziehen. Deren Produktion reicht längst nicht, um den Bedarf der Indah-Kiat-Mühle zu decken. APPs Holzhunger trägt dazu bei, dass Indonesien pro Jahr 3,8 Millionen Hektar Wald verliert. Das ist die höchste Entwaldungsrate der Welt. Immer wieder kommt es auch zu Landkonflikten mit Gemeinden.

Auch APPs hohe Verschuldung, die laut Asian Wall Street Journal 13,9 Milliarden US-Dollar beträgt, führt zum Raubbau. Im März 2001 musste APP die Zahlungsunfähigkeit erklären. Im April 2001 setzte die New Yorker Börse den Handel mit APP-Aktien aus, nachdem sie innerhalb eines Jahres 98,4 Prozent ihres Wertes verloren hatten. Seitdem gab es Umschuldungen und wurden die Kapazitäten des Konzerns weiter erhöht. Um wenigstens einen Teil der Schulden zurückzahlen zu können, müssen die Papierfabriken ausgelastet werden. Das ist nur unter Rückgriff auf illegal geschlagenes Holz möglich. So machen sich die Gläubiger – eine Studie von 2001 nennt über 300 Banken und Fondsgesellschaften aus aller Welt, darunter Deutsche, Dresdner und Commerzbank – am Raubbau mitschuldig. Auch die Bundesregierung, die Geschäfte mit APP mit Hermesbürschaften von mehr als 370 Millionen Euro absicherte, trägt nach Meinung von Umweltschützern eine Mitverantwortung.

Einige Großkunden verzichten inzwischen auf Papier von APP. Alarmiert von Robin Wood verlangte die Metro Gruppe im vergangenen Jahr eine schriftliche Erklärung von APP, dass die verwendeten Rohstoffe nicht aus schutzwürdigen Waldgebieten stammen. „APP hat den Nachweis nicht geliefert“, schrieb Metro im Oktober an die Umweltschützer und erklärte fortan wie bereits schon Karstadt und die Deutsche seinen Verzicht auf APP-Produkte.

Kambodschas Umweltministerium hat unterdessen eine Klage gegen APP angekündigt. Der APP-Tochterfirma Green Elite wird vorgeworfen, seit März 2004 im Botum Sakor Nationalpark illegal Holz zu einzuschlagen, um große Teile des Parks in Plantagen zum Betrieb seiner Fabriken in China zu verwandeln.

SVEN HANSEN