Trompeter wurde Schalldämpfer

Abstiegskampf beim Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen: Aus dem eigentlich brachialen Fußballtrainer Eugen Hach ist im nordwestlichen Ruhrgebiet ein Coach der gedämpften Töne und düsteren Prophezeiungen geworden

OBERHAUSEN taz ■ Eugen Hach ist kein zurückhaltender Typ. Gerne schiebt sich der Trainer des Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen mit Sprüchen in den Vordergrund, gestikuliert am Spielfeldrand, hadert mit den Schiedsrichtern. Vor Jahren wurde Hach gar gesperrt, weil er als Aachener Trainer den Cottbuser Spieler Franklin würgte.

In diesen Tagen ist davon wenig geblieben. Der Trompeter ist leise geworden. Sachlich, fast ratlos diskutiert er die Lage: „Ich kann momentan nicht mehr machen, als meine Spieler stark zu reden“, sagt der 44-Jährige. Vor vier Monaten begann er in Oberhausen, RWO war Schlusslicht. Nach Hachs Verpflichtung ging es etwas aufwärts, doch nach nur einem Punkt aus den letzten drei Partien stehen die Niederrheiner wieder auf dem Abstiegsrang. Für den Trainer keine Überraschung: „Mir war von Anfang an klar, dass wir bis zum letzten Spieltag da unten drin stecken“.

Für RWO ist der Tabellenkeller ein Normalfall: „Mit wenigen Ausnahmen kenne ich nur Abstiegskampf“, sagt Oliver Adler. Der Keeper ist seit zehn Jahren im Verein, gilt seither als Garant für einen positiven Saisonabschluss. Doch auch Adler meint, dass es diesmal schwieriger wird. „Wenn du da unten raus willst, musst du in einer Tour kämpfen. Wenn das nicht jeder kapiert, wird es nichts“, sagt der 37-Jährige – offenbar stellen sich nicht alle Kollegen in den Dienst der Sache.

Ein Dutzend Nationen sind im RWO-Kader vertreten, Grüppchenbildung ist die Folge und Leitfiguren sind rar gesät. Feldspieler wie Thomas Cichon, Ralf Keidel oder Mike Rietpietsch sind mit ihrer eigenen Formschwäche beschäftigt. Die Nachverpflichtungen Gerd Wimmer und der von Frankfurt ausgeliehene Nico Frommer blieben bislang Mitläufer.

Vor einem Jahr wurden die Strukturprobleme des Teams von Erfolgen überlagert. Fast sensationell stand RWO im Februar 2004 an der Tabellenspitze. Selbst Durchschnittsspieler träumten von Angeboten aus der Ersten Liga. Doch mit einem 0:5 in Burghausen begann der Absturz. In Oberhausen kehrte die taubengraue Tristesse zurück.

Gerade 3.600 Zuschauer verfolgten zuletzt die Heimniederlage gegen Cottbus (0:1) – und als Hach nach einer erschreckenden Vorstellung beider Teams ankündigte, „dass wir bis Mai nur noch solche Spiele sehen werden“, klang das wie eine Drohung.

Ob die Prophezeiung auch am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt in Erfüllung geht? Vor einer Woche hatte Hach beim Spiel in Burghausen (2:2) einen Aufwärtstrend registriert – dabei wurde ein 2:0-Vorsprung nicht über die Zeit gebracht. „Es sind diese Blackouts, die uns zurückwerfen. Ein langer Ball reicht, um uns auszuhebeln“, schimpft Hach. Aus Personalnot griff er sogar wieder auf Adrian Aliaj zurückgriff. Wenige Tage zuvor hatte der Verteidiger eine Abmahnung erhalten, weil er sich bei RWO krank meldete, dann aber trotzdem zur albanischen Nationalmannschaft reiste. Für den Coach eine Respektlosigkeit, doch er rudert zurück. „Ich muss nun mal mit den Spielern auskommen, die ich zur Verfügung habe“, murmelt Hach und dann wie durch einen Schalldämpfer: „Die Saison geht gerade erst richtig los.“ ROLAND LEROI