piwik no script img

Archiv-Artikel

Computer oder Blüten

Fotografieren Jungen und Mädchen unterschiedlich? Gender Studies bei jugendlichen Botanika-BesucherInnen ergeben kaum signifikante Differenzen – auch Jungs fotografieren Rhododendron-Blüten, Mädchen gerne Bildschirm-Grafiken

Männer wollen Info, Frauen Atmo – das ist die simple Erkenntnis, die die Botanika aus der Befragung ihrer Besucher gewinnt. Ob dieses so alte wie offenbar wahre Klischee auch schon bei Zehn- bis Zwölfjährigen angekommen ist, wollte die Wissenschaftlerin Steffi Kollmann wissen – jetzt präsentierte sie Ergebnisse ihrer Arbeit.

Kollmann befragte fünf Jungen und fünf Mädchen, nachdem diese ihre Museumserlebnisse mit Fotos festgehalten hatten. Eigentlich ging es Steffi Kollmann darum, wie die Ausstellungsdidaktik zu verbessern sei. Quasi nebenbei entstanden die Überlegungen zur Geschlechterdifferenz: Nehmen Jungen die Ausstellung anders wahr als Mädchen? Die Kinder wurden mit einer Digitalkamera auf die Suche nach Fotomotiven geschickt. Was sie von ihrem Streifzug mitbrachten, ließ eine Zuordnung offen: Die meisten Fotomotive fanden Jungen wie Mädchen gleichermaßen spannend. Pflanzen, insbesondere Blüten, Reliefs, Buddha-Statuen und tibetanische Gebetsmühlen wurden von den Jungen und Mädchen ähnlich oft abgelichtet. Computerbildschirme mit Grafiken waren hingegen nur bei Mädchen angesagt, während ein Lieblingsmotiv der Jungen ein rot bemalter Tierschädel war – der wiederum die Mädchen offenbar kaum interessierte.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, so fand die Forscherin heraus, sind nicht so gravierend wie die individuelle Differenz der Kinder untereinander. Wirkliche „männliche“ oder „weibliche“ Themenschwerpunkte sind schwer auszumachen, dafür sind die Geschlechterrollen bei den Kids zu wenig festgelegt. Aber ein bisschen schimmert es dann doch schon durch, das Klischee von Info und Atmo: Als die Kids danach gefragt wurde, was ihnen an ihren Bildern wichtig war, da betonten die Jungen die in den Fotos enthaltenen Informationen, die Mädchen hingegen verwiesen eher auf das Aussehen der Exponate und die Stimmung im Raum.

Da die Erfahrungen, Eindrücke und Informationen, die Kinder – wie Erwachsene – von den einzelnen Stationen mitnehmen, aber von Fall zu Fall unterschiedlich sind und ebenso vom persönlichen Interesse abhängen, plädiert Steffi Kollmann, die auch in der Institutsleitung des „Institute for New Dimensions“ am Fachbereich Architektur der Hochschule tätig ist, für eine zweigleisige Vermittlung von Ausstellungsinformationen: Zum einen kurze, klare Spielsequenzen für die ganz wichtigen Infos, zum anderen ein breiter Medienmix an Angeboten, der gewährleisten soll, dass große wie kleine Ausstellungsbesucher in jedem Themenschwerpunkt etwas Interessantes für sich finden und keine Langeweile aufkommt. Matthias Krämer