Kongos Milizen töten UN-Soldaten

Mindestens neun UN-Blauhelme bei Angriff in Unruhedistrikt Ituri getötet. Die UN-Soldaten gehen dort aktiv gegen Milizen vor. Warnungen vor Destabilisierung

KINSHASA afp/taz ■ Milizionäre im nordostkongolesischen Distrikt Ituri haben gestern eine UN-Patrouille angegriffen und mindestens neun UN-Soldaten getötet. Neun Tote seien bestätigt, vier weitere UN-Soldaten würden vermisst und es gebe elf Verletzte, hieß es gestern seitens der UNO. Nähere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.

In Ituri hat die UN-Mission im Kongo (Monuc) 3.400 Soldaten aus Bangladesch, Marokko, Nepal und Pakistan stationiert. Der Distrikt an der Grenze zu Uganda ist eines der schlimmsten Kriegsgebiete der Demokratischen Republik Kongo und wird seit einigen Monaten erneut von heftigen Kämpfen erschüttert. Seit Mitte Januar sind über 70.000 Menschen vor Milizenangriffen in UN-überwachte Lager geflohen; Uganda zählt jeden Tag 70 neue Flüchtlinge aus Ituri.

Anders als anderswo im Kongo geht die UNO in Ituri aktiv gegen Milizen vor. Erst am Donnerstag verhafteten UN-Soldaten im Ort Datule 27 Kämpfer der Miliz FNI (Nationale Front für Integration), deren Mitglieder aus dem Lendu-Volk zahlreiche Überfälle auf Dörfer des Hema-Volkes begangen haben. Am Dienstag lösten andere UN-Soldaten im Ort Ariwara eine Basis der Miliz FAPC (Streitkräfte des kongolesischen Volkes) auf, nachdem Milizionäre einen Geschäftsmann getötet hatten.

Der neue Angriff könnte also ein Racheakt sein. Doch generell gelten Angriffe auf die UN-Mission im Kongo als probates Mittel der Destabilisierung. Kongos führende Tageszeitung Le Potentiel warnte erst gestern in ihrem Leitartikel: „Die Monuc könnte in den nächsten Tagen mit zahlreichen Vorfällen konfrontiert werden, die sie überfordern. Das soll ihre Unfähigkeit beweisen und Sicherheitsratsmitglieder dazu bewegen, ihre Unterstützung für die Monuc einzustellen“. D.J.