: Ein Apfel für jeden
Jef Raskin ist tot. Von ihm stammt das Konzept eines einfach zu bedienenden Computers – des Macintosh
Er war keine dieser allgegenwärtigen Computer-Legenden wie Bill Gates oder Steve Jobs. Eher einer, der im Stillen wurstelt, tolle Sachen baut und verrückte Dinge programmiert. Großes geleistet hat er dennoch: ohne ihn hätte es den Apple Macintosh nie gegeben. Am Freitag letzter Woche starb Jef Raskin mit 61 Jahren in Kalifornien an einem Krebsleiden.
Raskin kam 1978 zu Apple, als 31. Mitarbeiter. Zu dieser Zeit waren die Computer noch textbasiert. Grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund, und selbst für einfachste Aufgaben mussten kryptische Kommandos eingegeben werden. Raskin hatte andere Vorstellungen von Computern: sie sollten auch für private Nutze erschwinglich und leicht zu bedienen sein. Zur Umsetzung der Ideen wurde 1979 eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung eingesetzt, die schließlich das Konzept für den ersten Macintosh-Rechner entwarf. „Er war der Initiator des Projekts“, sagte Andy Hertzfeld vom Mac-Team.
Raskin benannte den Computer nach seiner Lieblingsapfelsorte McIntosh. Aus Gründen des Markenschutzes musste die Schreibweise in Macintosh abgeändert werden.
Während ein junger Mann namens Bill Gates eine kleine Garagenfirma gründete, um das erste PC-Betriebssystem für IBM zu entwickeln („640 Kilobyte sind genug für jedermann!“), war man bei Apple schon deutlich weiter. Plötzlich gab es grafische Symbole auf dem Bildschirm mit nun weißem Hintergrund und schwarzer Schrift. Und es gab eine kleine Plastikbox mit einer Taste auf der Oberseite. Wurde sie auf dem Schreibtisch umhergeschoben, bewegte sich ein kleiner Pfeil auf dem Bildschirm. Die „Maus“ ist zwar keine Apple-Erfindung, aber immer noch das meistgenutzte Zubehör.
Zwischen Raskin und Apple-Chef Steve Jobs kam es dennoch immer öfter zum Streit. Während Raskin ein echter und vor allem preiswerter Volkscomputer ohne viel Schnickschnack vorschwebte, wollte Jobs deutlich höher hinaus. Das Ergebnis war eine aus heutiger Sicht verfehlte Modell- und Preispolitik, die mitunter in Glaubenskriegen zwischen Apple- und Windows-Nutzern gipfelte. So ist es in Hollywood-Filmen auch heute noch üblich, die „Bösen“ mit Windows-Rechnern auszustatten, während die „Guten“ stets an Apple-Rechnern werkeln.
DIETER GRÖNLING