SHP: Tsunami-Experte für Jürgen Rüttgers

Stephan Holthoff-Pförtner soll Schattenminister unter Jürgen Rüttgers werden – wenn er überhaupt Zeit hat. Denn der Anwalt von Helmut Kohl und Robert Hoyzer ist bereits Generalhonorarkonsul, Tennisfunktionär und Weltretter

Mit kleinen Aufgaben gibt sich Stephan Holthoff-Pförtner überhaupt nicht erst ab: Silvester 2005, Südostasien ist gerade von der Tsunami-Flutwelle überschwappt worden, beschließt der Essener Rechtsanwalt, die Welt zu retten – oder zumindest einen Teil. Stephan Holthoff-Pförtner (SHP) befindet sich zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit seinem Mandanten Helmut Kohl in Sri Lanka, überlebt die Welle haarscharf und startet eine Rettungsaktion. Als Mitbesitzer des WAZ-Konzerns koordiniert er die Aktion WAZ-Aktion „Fluthilfe Asien“, akquiriert Millionenspenden, und lässt sein Gutmenschentum über eine Woche lang redaktionell begleiten.

Spätestens in diesem Moment muss sich Nordrhein-Westfalens CDU-Oppositionsführer Jürgen Rüttgers gedacht haben: SHP, das wäre einer für mich. Laut Medienberichten ist der 55-jährige SHP nun Teil von Rüttgers Kompetenzteam, als Experte für Justiz und Wirtschaft vorgesehen für einen Ministerposten. Mindestens. Die CDU lässt zwar dementieren, und auch SHP zweifelt noch – allerdings bestätigte er der Süddeutschen Zeitung, dass Rüttgers angefragt habe.

Die Bande zwischen SHP und CDU sind eng, spätestens seit der Anwalt Ex-Kanzler Helmut Kohl beim Verschweigen von Parteispendern erfolgreich assistierte. So darf Rüttgers auf Holthoff-Pförtners gute Kontakte hoffen – es gibt fast nichts, was der Anwalt noch nicht gemacht hat. SHP vertrat nicht nur Kohl, er hat auch so einen direkten Draht nach Berlin: Sein Anwaltspartner Ronald Pofalla hat es zum Fraktionsvize der Bundes-CDU gebracht. SHP vertritt zudem den Skandal-Schiri Robert Hoyzer und ist deshalb gestählt im Umgang mit Sportfunktionären und der kroatischen Wettmafia. Rüttgers, der gern über sich selbst verbreiten lässt, dass er in Drachenblut gebadet habe, wird das freuen. Dass SHP nebenbei auch Generalhonorarkonsul von Thailand ist und beinahe Vorsitzender des Deutschen Tennisbundes geworden wäre, hat zwar mit Landespolitik nichts zu tun, wird aber im Zweifelsfall auch nicht schaden.

Entscheidend für eine mögliche Berufung von SHP dürfte aber seine Medienmacht sein. Als Adoptivsohn der konservativen WAZ-Mitbegründerfamile Funke hält SHP Anteile am quasi-Monopolisten im Ruhrgebiet und soll auch maßgeblich an der Installierung des ebenfalls konservativen Rheinische Post-Chefredakteurs Ulrich Reitz mitgewirkt haben, der das Blatt im Sommer übernehmen soll.

Da SHP als Gründer des „Politischen Forum Ruhr“ auch mit Nobelpreisträgern und Industrieadel zu verkehren weiß, wird Rüttgers es verschmerzen können, dass die kommunalpolitischen Ambitionen seines Schattenministers in Essen eher kläglich ausfielen. Wirklich problematisch bleibt also nur die Multi-Belastung von SHP. Denn: Wenn er Minister wird, wer kümmert sich um Thailand? Das deutsche Tennis? Den DFB? Vor allem: Wer rettet die Welt? KLAUS JANSEN