: Quelle und Karstadt müssen Mitarbeiter entlassen
KRISE Laut Insolvenzverwaltern haben die beiden Unternehmen nur mit hartem Sparkurs Zukunft
FRANKFURT/MAIN ap/dpa | Karstadt und Quelle steht ein harter Sanierungskurs bevor. Zwar zeigen sich ihre Insolvenzverwalter zuversichtlich, die Traditionsunternehmen zumindest im Kern zu erhalten. Der für Quelle zuständige Jörg Nerlich kündigte aber „drastische Maßnahmen“ an, die auch „Arbeitsplätze kosten werden“. Wie viele der fast 10.000 Arbeitsplätze bei Quelle und in Schwesterfirmen wegfallen werden, könne man aber noch nicht beziffern. Nach seinen Worten gibt es bereits erste Interessenten für eine Übernahme des Versandhauses.
Kritik am Verhalten des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer äußerte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück: Seehofer präsentiere sich in der Pose des Quelle-Retters, „obwohl eine Reihe von Fragen im Interesse des vielzitierten Steuerzahlers noch gar nicht geklärt waren“.
Die Metro-Gruppe hofft derweil weiter auf die Integration zahlreicher Karstadt-Häuser. Metro-Chef Eckhard Cordes erklärte, dass die Zusammenführung von rund 60 Karstadt-Häusern mit den Kaufhof-Filialen seines Konzerns unter dem Dach einer Warenhaus AG in Kreisen des vor der Insolvenz stehenden Arcandor-Konzerns gut ankomme. „Ich sehe eine hohe Chance, Karstadt als Unternehmen zu retten“, sagte dagegen der Karstadt-Beauftragte des vorläufigen Arcandor-Insolvenzverwalters, Rolf Weidmann. „Im Mai und Juni hat Karstadt schwarze Zahlen geschrieben, das soll im Juli auch so sein.“ Seit Juli zahle die Kaufhaus-Kette auch wieder Miete für ihre Häuser.
Unterdessen erzielte Quelle im Internet nach eigenen Angaben im Juni erstmals 50 Prozent seiner Umsätze. Damit sei ein wichtiges Etappenziel bei der Ausrichtung von Quelle auf das elektronische Geschäft erreicht, hatte Geschäftsführer Konrad Hilbers am Freitag erklärt.
Laut Medienberichten sind Karstadt-Lieferanten massiv von der schweren Krise betroffen. Bei allen Waren, die früher an Karstadt geliefert, aber bis zum Insolvenzantrag am 9. Juni noch nicht bezahlt waren, werden sie auf mindestens 25 Prozent der ihnen zustehenden Gelder verzichten müssen, wie aus einer „Vereinbarung zur Bildung einer Verwertungsgemeinschaft“ hervorgehe, die vergangene Woche an die Karstadt-Lieferanten verschickt worden sei.
Trotz des staatlichen Kredits für das insolvente Versandhaus stoppten die beauftragten Druckereien Produktion und Auslieferung des Hauptkatalogs, weil Quelle den Druck noch nicht bezahlt habe.