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ZAGREBS WEG NACH BRÜSSEL FÜHRT ÜBER DEN HAAGDie Generäle und Europa

Zwischen der EU und Kroatien verhärten sich die Fronten. Der Beginn der Beitrittsverhandlungen steht in Frage. Wenn die Regierung in Zagreb den Exgeneral Ante Gotovina nicht an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausliefert, wird der für den 17. März anberaumte Termin platzen.

Letztes Jahr, als Kanzler Schröder auf Staatsbesuch in Zagreb weilte, bemerkte er flapsig: „Die Nürnberger würden ihn hängen, hätten sie ihn denn.“ Das mag dazu beigetragen haben, die Kroaten den Ernst der Lage verkennen zu lassen. Aber Deutschland kann kein bedingungsloser Fürsprecher Kroatiens sein. Gotovina muss an Den Haag ausgeliefert werden – auch gegen innenpolitische Widerstände.

Die sind stark. Einen „Volkshelden“ Gotovina gibt es zwar nicht. Der ist ein Pressemythos, denn als Fremdenlegionär und Bankräuber ist er wenig geschätzt. Aber sehr wohl gibt es ein „Symbol“ Gotovina, den General. Mit der Anklage gegen Gotovina sehen viele Kroaten sich selbst auf der Anklagebank und zudem den Krieg von 1991 bis 1995 falsch interpretiert. Kroatien habe sich damals gegen die serbische Aggression gewehrt und seine Freiheit verteidigt, heißt es. Deswegen könnten die Kroaten nicht mit den serbischen Massenmördern Karadžić und Mladić auf eine Stufe gestellt werden.

Das Bestreben Den Haags, die „Schuld“ an den Verbrechen in Exjugoslawien auf alle Kriegsparteien gleich zu verteilen, um der serbischen Gesellschaft entgegenzukommen, stößt in Kroatien nicht ganz zu Unrecht auf Trotz und Unwillen. Und nicht nur dort, auch in Bosnien und im Kosovo. Im Gegensatz zu Gotovina haben sich allerdings die Generäle Delić, Halilović und jetzt der frühere kosovarische UÇK-Kommandeur Haradinaj freiwillig gestellt, um ihren Ländern die Zukunft nicht zu verbauen. Kooperation mit Den Haag bedeutet eine europäische Perspektive, Verweigerung das Gegenteil. Das müssen auch die einstigen Kriegsgegner in Serbien verstehen. Der Kroate Gotovina aber, wäre er wirklich der Patriot, für den er vom nationalen Lager gehalten wird, müsste sich jetzt freiwillig stellen. ERICH RATHFELDER

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