leserinnenbriefe :
■ betr.: „Schneeweiße Haare – rabenschwarze Weste“,sonntaz vom 4. 7. 09
Ein Generationendilemma
Es scheint ein immer wiederkehrendes Muster, ein Generationendilemma zu sein: Im Namen des Fortschritts, der Sicherheit oder was immer gibt sich jede Generation alle Mühe, den folgenden so viele Probleme wie möglich, am besten ein Trümmerfeld zu hinterlassen. Gut, das mal anzusprechen! Schlimmer kann es kaum kommen, da müssen Morddrohungen in Kauf genommen werden. Und man muss es im Ganzen sehen, um eine Chance auf Besserung zu haben. Hinterlassen unsere Eltern uns/ wir unseren Kindern ein ökologisch-ökonomisches Trümmerfeld, haben deren/unsere Eltern ihnen/uns ein buchstäbliches hinterlassen. Und davor? Ein Beispiel, das so unbekannt wie erhellend zum Verständnis des Ganzen ist.
Als vermeintliches Mittel gegen den Hunger machte Ende des 19. Jahrhunderts das Haber-Bosch-Verfahren zur Synthese von Stickstoffdünger Karriere. Innerhalb weniger Jahre wurde er in alle Welt geliefert. Zeitgleich explodierte das Bevölkerungswachstum, das zuvor einer schwachen, dann plötzlich einer starken Exponentialfunktion folgte – nennen wir es den Stickstoffknick. Mit ihm explodierte der Hunger.
Offenbar ist Hunger ein Verteilungsproblem, ausbeuterischen, politisch-ökonomischen Strukturen geschuldet. Die vermeintliche Lösung – der Kunstdünger – stellte sich als (neues) Problem heraus. Das vermeintliche zu lösende Problem – der geschlossene Stickstoffkreislauf – hat sich dagegen als die Lösung entpuppt – ihn nutzt die ökologische Landwirtschaft. Nicht anders wird es mit der Gentechnik, der Atomkraft, der CO2-Speicherung usw. sein.
Auf eine knappe Formel gebracht: Eure Lösungen werden unsere Probleme – eure Probleme unserer Lösungen sein! Dem Generationenvertrag sollte man eine Klausel zum politisch-ökonomisch-ökologischen Wohlverhalten anhängen. GERHARD RUDOLF, Bad Homburg v. d. Höhe
■ betr.: „Vattenfall, Störfall, Normalfall“, taz vom 6. 7. 09
Atomstrom? Nein danke!
Ich frage mich schon seit Jahren bei dem strikten „Ja“ zu Atomkraftwerken, wie viel Spendengelder seitens der Stromriesen an die CDU / CSU fließen und mit wie viel Beraterhonorar und guten Posten nach dem Ausscheiden aus dem politischen Amt diese Partei gekauft worden ist? Oder wie kann es sein, dass die vier großen Energieversorger über Jahrzehnte sich Deutschland monopolartig aufteilen und über Jahre sich die Konkurrenz mithilfe aus der Politik fernhielt bzw. regenerative Energie über Jahre behinderte bzw. blockierte. Man muss sich auch fragen, wie es sein kann, dass für das Endlager Asse, das heftige Probleme hat, der Steuerzahler aufkommen soll. Praktisch sieht das so aus: Parteien und Politiker werden geschmiert, die vier großen Energieversorger machen Milliardengewinne, und wenn es um den Atommüll geht, soll der Steuerzahler und sollen zukünftige Generationen hinhalten. Da sollte sich jeder Bürger, der Atomstrom bezieht, ernsthaft mal fragen, ob er dieses mit seinem Gewissen vereinbaren kann!
VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz
■ betr.: „Vattenfall – Störfall – Normalfall“, taz vom 6. 7. 09
Andere Reihenfolge
Im Sinne einer korrekten Steigerungsform hätte die Reihenfolge eigentlich folgende sein müssen: Normalfall – Störfall – Vattenfall.
KLAUS-DIETER KÄSER, Freiburg
■ betr.: „Brumm, brumm war gestern. Führen Autokrise, Carsharing und Ölautos die Männlichkeit in eine neue Krise?“, taz vom 3. 7. 09
Realität auf deutschen Straßen
Von wegen „Brumm, brumm war gestern“. Wenn der Artikel als „Utopie“ überschrieben gewesen wäre, hätte man das noch durchgehen lassen können. Aber so? Wo lebt der Autor eigentlich? Ganz offensichtlich völlig fern der Realität auf deutschen Straßen und Autobahnen. Mehr denn je gilt hier: je fetter die Karre, desto aggressiver und unverschämter der Fahrstil. Und das Auto ist für eine Vielzahl von Männern nach wie vor Identitätsstifter Nr. 1. Schön für Herrn Otte, wenn er sich als Teil einer (verschwindend kleinen) Ökoavantgarde fühlen darf, doch jemanden ohne Führerschein über Autos schreiben zu lassen ist etwa so glaubwürdig, wie wenn sich ein Vegetarier über die Qualität von Schinken äußert. MICHAELA RUPP, Marburg
■ betr.: „Frank-Walter Steinmeier (SPD) im taz-Gespräch. ‚Was heißt schon radikal?‘ “, taz vom 3. 7. 09
Bescheuerte Titelseite
Ihr sucht die beste Titelseite in den vergangenen 30 Jahren? Alles Gute. Die bescheuertste Seite steht jetzt schon fest: das Steinmeier-Foto auf der taz vom 3. Juli 2009. Ist in Teuto-Land und der Welt sonst nichts mehr wichtig, dass ihr so einen Vorwärts-Scheiß bringt? NIKOLAUS DOMINIK, München