: EU drängt auf Klimafortschritte
GIPFELTREFFEN Die G-8-Staaten könnten erstmals eine Erderwärmung von maximal 2 Grad für notwendig erklären. Ehrgeizige Reduktionsziele bleiben allerdings wohl wieder aus
VON NADINE MICHEL
Die Europäische Union drängt vor dem G-8-Gipfel im italienischen L’Aquila auf gemeinsame Klimaziele der Industriestaaten. Sowohl Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) als auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso betonten, dass die Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius beschränkt werden müsse – ein Ziel, auf das sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G 8) bislang nicht festgelegt haben. „Der G-8-Gipfel muss sich klar dazu bekennen, dass die globale Erderwärmung 2 Grad Celsius nicht überschreiten darf“, sagte Gabriel. Er forderte zudem eine Verpflichtung, die Emissionen bis 2050 weltweit gegenüber 1990 zu halbieren. Für die Industriestaaten hieße das eine Reduktion um 80 bis 95 Prozent.
Die Klimapolitik ist eine der zentralen Fragen beim G-8-Gipfel, der am Mittwoch beginnt. Es wird ein Signal erwartet, dass die Vorverhandlungen über ein neues Klimaschutzabkommen vorantreibt, das im Dezember in Kopenhagen verabschiedet werden soll. Parallel zum Gipfel findet in Italien das Major Economies Forum statt, zu dem sich auf Initiative von US-Präsident Barack Obama 17 Industrie- und Schwellenländer treffen und das ebenfalls als Vorbereitung auf Kopenhagen gilt.
Erst kürzlich gab es wieder deutliche Warnungen seitens der Wissenschaft an die Politik, jetzt zu handeln. Nur mit schnellen und drastischen Maßnahmen sei das 2-Grad-Ziel noch erreichbar – sonst würde der Klimawandel unkontrollierbar, weil etwa große Eismengen schmelzen, hieß es. Dadurch würde sich der Klimawandel selbst noch einmal verstärken.
Umweltschützer begrüßen die Vorstöße von Gabriel und der EU, sind aber auch skeptisch. „Das ist ein schönes Signal, aber bislang wurde es nicht mit Inhalt gefüllt“, sagte Antje von Broock vom Umweltverband BUND. Offizielle Reduktionsziele erwartet sie, wenn überhaupt, dann nur für 2050. Gerade Russland, Japan und Kanada sträubten sich gegen mittelfristige Ziele. 2050 liegt den Umweltschutzverbänden aber in zu weiter Ferne. „Für uns ist entscheidend, was die Regierungschefs bis 2020 bereit sind zu machen“, sagte Tobias Münchmeyer von Greenpeace. Die Frage des Zeitraums sorgt auch zwischen den USA und der EU für erhebliche Differenzen. Im Gegensatz zur EU lässt sich Washington wie die anderen Länder bislang nicht auf Ziele bis 2020 ein.
So sehen die Entwürfe für ein Abschlussdokument des Gipfels sowie des Major Economies Forums bislang nur das Ziel der weltweiten Emissionshalbierung bis 2050 vor, und das ohne ein festgeschriebenes Basisjahr. Auch Formulierungen über die Finanzierung von Klimaschutz sind bislang sehr vage.