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Archiv-Artikel

Kraftwerk saftlos

KRÜMMEL Der defekte und störanfällige Atommeiler soll nun neue Trafos erhalten. Das bedeutet Stillstand bis Sommer 2010. Der Werksleiter wurde mittlerweile entlassen

„Wir gehen konsequent den Weg der höchsten Sicherheit“

VATTENFALL-CHEF TUOMO HATAKA

AUS HAMBURG SVEN-MICHAEL VEIT

Mindestens ein Jahr lang wird das Atomkraftwerk Krümmel stillstehen. Der Reaktor solle neue Transformatoren erhalten, kündigte Betreiber Vattenfall am Dienstag an. Diese seien „frühestens im April oder Mai nächsten Jahres lieferbar“, erklärte Unternehmenssprecherin Barbara Meyer-Bukow auf Anfrage der taz. Hinzu kommen der Einbau und die Endabnahme, bevor das Atomkraftwerk an der Elbe östlich von Hamburg wieder in Betrieb gehen könne.

„Wir gehen konsequent der Weg der höchsten Sicherheit“, begründet Vattenfall-Chef Tuomo Hataka den Entschluss, neue Trafos zu kaufen, statt die alten zu reparieren. Im Laden gibt es diese Spezialanfertigungen jedoch nicht: Sie sind so groß wie ein Lastwagen, wiegen etwa 450 Tonnen und kosten etwa 10 Millionen Euro und werden nur auf Kundenwunsch hergestellt. Die Transformatoren stehen in eigenen Hallen außerhalb des Reaktorgebäudes und wandeln den erzeugten Strom zur Einspeisung in das Leitungsnetz um.

Damit entspreche Vattenfall „meiner Forderung ‚erneuern statt reparieren‘“, sagt Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die auch für die Atomaufsicht im nördlichsten Bundesland zuständig ist.

Allerdings sei damit „die grundsätzliche Debatte über eine Stilllegung von Krümmel noch nicht beendet“. Die Atomaufsichtsbehörde will die jüngste Panne im Kraftwerk Krümmel zudem in die laufende Zuverlässigkeitsprüfung des Betreibers Vattenfall einfließen lassen.

Der Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht wurde unterdessen „von seinen Aufgaben entbunden“, teilte Vattenfall mit. Er habe die Verantwortung dafür übernommen, dass eine Überwachungseinrichtung am Transformator entgegen den Auflagen der Atomaufsicht nicht installiert worden war. „Das ist ein Versäumnis gewesen“, räumte Meyer-Bukow ein.

Der größte Siedewasserreaktor der Welt ist nach einem Kurzschluss in einem Transformator abgeschaltet. Das Kraftwerk schrammte wohl nur knapp an einem Brand wie am 28. Juni 2007 vorbei. Damals war der zweite Transformator durch einen Reservetrafo ersetzt worden, der beim Atomkraftwerk Brunsbüttel vorrätig war. Krümmel war nach fast zweijährigen Reparaturarbeiten erst am 19. Juni in Betrieb genommen worden – für ganze 15 Tage.